
Nachhaltig zu investieren und Rendite zu erzielen ist möglich, erfordert aber einen strategischen Ansatz, der über simple ESG-Labels hinausgeht.
- Die größte Gefahr für Anleger ist Greenwashing, bei dem vermeintlich grüne Produkte fossile Energien oder andere kontroverse Branchen enthalten.
- Blinde Wetten auf Hype-Sektoren wie Wasserstoff erhöhen das Risiko erheblich; eine Core-Satellite-Strategie ist der stabilere Weg.
Empfehlung: Analysieren Sie Investments tiefgehend auf ihre tatsächliche Nachhaltigkeitswirkung und managen Sie Ihr Portfolio aktiv, anstatt auf pauschale Lösungen zu vertrauen.
Der Wunsch, das eigene Kapital nicht in Rüstungskonzerne, fossile Brennstoffe oder ausbeuterische Unternehmen zu investieren, ist für immer mehr Privatanleger ein zentrales Anliegen. Die Finanzindustrie hat reagiert und den Markt mit einer Welle von „grünen“, „nachhaltigen“ oder „ESG-konformen“ Produkten überschwemmt. Doch mit der Fülle an Optionen wächst auch die Unsicherheit: Wie kann man sicher sein, dass ein Investment wirklich einen positiven Beitrag leistet? Und noch wichtiger für viele: Muss man für sein Gewissen auf Rendite verzichten oder sogar Verluste in Kauf nehmen?
Die üblichen Antworten drehen sich oft um den pauschalen Kauf von ESG-ETFs oder die Investition in hochgelobte „Zukunftstechnologien“. Doch was, wenn viele dieser grünen Etiketten mehr verschleiern, als sie offenbaren? Das Phänomen des Greenwashings ist allgegenwärtig und die Risiken von unüberlegten Sektorwetten sind hoch. Der Schlüssel zu einem erfolgreichen, nachhaltigen Portfolio liegt nicht darin, blind den Marketingversprechen zu folgen, sondern darin, die Spreu vom Weizen zu trennen. Es erfordert eine aktive Auseinandersetzung mit den Anlagestrategien, ein kritisches Auge für versteckte Risiken und ein klares Verständnis der eigenen Ziele.
Dieser Artikel führt Sie durch die entscheidenden Fallstricke und zeigt Ihnen konkrete Strategien auf. Wir beleuchten, warum viele nachhaltige ETFs nicht halten, was sie versprechen, wie man seriöse Direktinvestments erkennt, die Stabilität von Fonds und ETFs in Krisen vergleicht und wie Sie Ihr Portfolio so strukturieren, dass es sowohl widerstandsfähig als auch wirkungsvoll ist. Ziel ist es, Ihnen das Rüstzeug an die Hand zu geben, um informierte Entscheidungen zu treffen und ein Portfolio aufzubauen, das Ihre Werte widerspiegelt und gleichzeitig finanzielle Stabilität bietet.
Inhaltsverzeichnis: Der Weg zu einem klimafreundlichen und rentablen Portfolio
- Warum viele „nachhaltige“ ETFs trotzdem in Ölkonzerne investieren
- Wie finden Sie Crowdinvesting-Projekte für Solarparks mit seriösem Risiko-Profil?
- Grüne Fonds oder ESG-ETFs: Was performt in Krisenzeiten stabiler?
- Der Wasserstoff-Hype: Warum Sektorenwetten Ihr Depot unnötig schwanken lassen
- Wie gewichten Sie nachhaltige Assets neu, wenn sich die Marktbedingungen ändern?
- Warum Sie Ihre Coins niemals auf der Börse liegen lassen sollten (Not your keys, not your coins)
- Wie Sie 600 € pro Mitarbeiter/Jahr steuerfrei in Prävention investieren
- Wie kaufen Sie Ihre ersten Bitcoin sicher, ohne auf Betrugsplattformen hereinzufallen?
Warum viele „nachhaltige“ ETFs trotzdem in Ölkonzerne investieren
Das größte Paradoxon im nachhaltigen Investmentmarkt ist zugleich eine der größten Greenwashing-Fallen: Sie kaufen einen als „ESG“ oder „nachhaltig“ gekennzeichneten ETF und stellen bei genauerem Hinsehen fest, dass sich unter den Top-Positionen Ölkonzerne, Fluggesellschaften oder andere kontroverse Unternehmen befinden. Dieses Phänomen ist kein Versehen, sondern das Ergebnis unterschiedlicher und oft laxer Definitionen von Nachhaltigkeit. Viele ETFs arbeiten nach dem „Best-in-Class“-Prinzip. Statt ganze Branchen auszuschließen, investieren sie einfach in die „am wenigsten schlechten“ Unternehmen einer Branche. So kann ein Ölkonzern mit vergleichsweise besseren Sozialstandards als seine Konkurrenten in einem ESG-ETF landen.
Die begriffliche Verwirrung ist dabei ein großes Problem. Obwohl Greenwashing ein relevantes Thema ist, kennen laut einer Umfrage von Vaude aus dem Jahr 2023 nur 56 Prozent der Deutschen den Begriff überhaupt. Für Anleger ist es daher unerlässlich, nicht dem Label zu vertrauen, sondern die Methodik dahinter zu verstehen. Die Bezeichnung des zugrundeliegenden Index gibt erste Hinweise: Ein „ESG Screened“ ETF hat meist schwächere Filter als ein „SRI“ (Socially Responsible Investing) oder gar ein „Paris-Aligned“ ETF, der sich an den Pariser Klimazielen orientiert.

Wie das Bild metaphorisch andeutet, kann sich hinter einer sauberen, grünen Oberfläche eine weniger saubere Realität verbergen. Die entscheidende Frage ist, wie streng die Ausschlusskriterien sind. Oft werden Unternehmen nur ausgeschlossen, wenn sie einen bestimmten Prozentsatz ihres Umsatzes (z.B. 5%) in einem kontroversen Bereich wie Kohleförderung erzielen. Ein Konzern, der 4,9% seines Umsatzes mit Kohle macht, bleibt im Index. Wahre Nachhaltigkeit erfordert daher eine tiefgehende Analyse der Faktenblätter (Factsheets) und der Indexmethodologie.
Checkliste zur Prüfung von Greenwashing bei ETFs
- Top-10-Positionen prüfen: Werfen Sie einen genauen Blick in das ETF-Factsheet. Sind die größten enthaltenen Unternehmen mit Ihren Werten vereinbar?
- Indexbezeichnung analysieren: Verstehen Sie den Unterschied. „ESG Screened“ ist oft die schwächste Form, „SRI“ und „Paris-Aligned“ sind in der Regel strenger.
- Ausschlusskriterien verstehen: Suchen Sie nach den genauen Umsatzgrenzen. Wie viel Prozent des Umsatzes darf ein Unternehmen in den Bereichen Kohle, Waffen oder Tabak machen?
- Stimmrechtsausübung kontrollieren: Wie stimmt der ETF-Anbieter bei Hauptversammlungen ab, wenn es um Klimabeschlüsse oder soziale Themen geht? Seriöse Anbieter legen dies transparent dar.
- ESG-Rating-Methodik hinterfragen: Finden Sie heraus, welche Ratingagentur (z.B. MSCI, Sustainalytics) die Daten liefert und nach welcher Methodik die Unternehmen bewertet werden.
Wie finden Sie Crowdinvesting-Projekte für Solarparks mit seriösem Risiko-Profil?
Crowdinvesting in erneuerbare Energien, wie Solar- oder Windparks, bietet eine attraktive Möglichkeit, direkt und nachvollziehbar in die Energiewende zu investieren. Anders als bei einem breiten ETF sehen Sie hier genau, welches Projekt mit Ihrem Geld finanziert wird. Doch diese Transparenz geht oft mit einem höheren Risiko einher: dem Totalverlustrisiko bei Projekt- oder Betreiberinsolvenz. Ein seriöses Risiko-Profil zu finden, bedeutet daher, sowohl die Nachhaltigkeit als auch die finanzielle Solidität des Projekts und der Plattform zu bewerten.
Seriöse Plattformen wie beispielsweise WIWIN wenden nicht nur ESG-Kriterien an, sondern haben auch strenge Positiv- und Negativkriterien. So werden von vornherein Branchen wie Massentierhaltung, Glücksspiel oder Waffen ausgeschlossen, während gezielt Projekte mit messbarem sozialem oder ökologischem Mehrwert gefördert werden. Wichtig ist zudem die rechtliche Struktur: Die investierten Gelder sollten als Sondervermögen getrennt vom Vermögen des Plattformbetreibers gehalten werden, um im Falle einer Insolvenz der Plattform geschützt zu sein. Das größte Einzelrisiko bleibt jedoch der Ausfall des Projekts selbst. Daher ist eine strategische Diversifikation unerlässlich.
Die folgende Tabelle fasst die wichtigsten Empfehlungen zusammen, um das Risiko bei Crowdinvestments zu streuen und Klumpenrisiken zu vermeiden. Eine breite Streuung ist der effektivste Schutz gegen den Ausfall einzelner Projekte.
| Diversifikationskriterium | Empfehlung | Risikominimierung |
|---|---|---|
| Technologie | Solar, Wind, Biomasse mischen | Vermeidung technologiespezifischer Ausfälle |
| Geografische Region | Verschiedene Bundesländer/Länder | Wetterunabhängigkeit erhöhen |
| Projektentwickler | Mindestens 3-5 verschiedene Anbieter | Klumpenrisiko bei Insolvenz vermeiden |
| Investitionssumme | Max. 5% des Portfolios pro Projekt | Verlustbegrenzung bei Projektausfall |
Letztlich sollte Crowdinvesting als Beimischung in einem bereits breit diversifizierten Gesamtportfolio betrachtet werden. Es bietet die Chance auf konkreten Impact und feste Zinsen, ist aber aufgrund des spezifischen Risikoprofils kein Ersatz für eine solide Basis aus global gestreuten Fonds oder ETFs.
Grüne Fonds oder ESG-ETFs: Was performt in Krisenzeiten stabiler?
Die Frage, ob aktiv gemanagte „grüne“ Fonds oder passive ESG-ETFs die bessere Wahl sind, ist zentral für den Portfolioaufbau. ETFs locken mit niedrigen Kosten und breiter Streuung, während aktive Fonds versprechen, durch gezielte Auswahl die besten Unternehmen zu finden und schlechte zu meiden. Gerade in Krisenzeiten zeigt sich, welcher Ansatz die größere Stabilität bietet. Die Antwort ist nicht pauschal, hängt aber stark mit der Qualität der ESG-Analyse zusammen.
Unternehmen, die starke ESG-Kriterien erfüllen, sind oft besser geführt, ressourceneffizienter und haben ein geringeres Risiko für Skandale oder regulatorische Strafen. Diese Widerstandsfähigkeit (Resilienz) kann sich in turbulenten Marktphasen auszahlen. Eine Performanceanalyse des Bundesverbands Alternative Investments (BAI) deutet darauf hin, dass Nachhaltigkeitsfonds in Krisen eine geringere Volatilität aufweisen können als ihre konventionellen Pendants. Sie fielen im Durchschnitt weniger stark. Dies liegt daran, dass nachhaltige Geschäftsmodelle oft zukunftssicherer und weniger anfällig für disruptive Schocks sind.
Hier könnten aktiv gemanagte Fonds einen Vorteil haben. Während ein ETF stur seinem Index folgt und oft erst mit Verzögerung auf neue Risiken (z.B. einen aufkommenden Skandal) reagiert, kann ein Fondsmanager eine problematische Position proaktiv verkaufen. Zudem können aktive Fonds in Nischen investieren, die von ETFs nicht abgedeckt werden, und strengere, qualitativere Nachhaltigkeitskriterien anlegen als die breiten ESG-Screening-Methoden vieler Indizes. Dieser Vorteil hat jedoch seinen Preis in Form höherer Verwaltungskosten, die die potenzielle Mehrrendite wieder aufzehren können.
Die Entscheidung hängt letztlich von den Zielen des Anlegers ab. Wer maximale Diversifikation zu minimalen Kosten sucht, ist mit einem strengen SRI- oder Paris-Aligned-ETF gut bedient. Wer jedoch einen messbaren Impact anstrebt und bereit ist, für eine aktive Titelauswahl und ein strengeres Nachhaltigkeitsmanagement mehr zu bezahlen, findet in spezialisierten, aktiven Fonds eine valable Alternative.
Die ESG-Kriterien sind für viele Menschen ein Ansatz, die Welt ‚ein bisschen besser zu machen‘, indem die Unternehmen im Portfolio stärker auf soziale oder Umweltfaktoren achten. Immer mehr Menschen ist das aber zu wenig: Sie möchten konkret gesellschaftlichen Wandel vorantreiben.
– Klimavest Research Team, Klimavest ESG-Ratgeber
Der Wasserstoff-Hype: Warum Sektorenwetten Ihr Depot unnötig schwanken lassen
Technologie-Hypes sind an der Börse ein wiederkehrendes Phänomen. Ob Dotcom-Blase, Cannabis-Aktien oder aktuell der Bereich Wasserstoff und künstliche Intelligenz – die Verlockung, frühzeitig in die „nächste große Sache“ zu investieren, ist immens. Spezielle Themen-ETFs machen es Anlegern leicht, auf solche Trends zu setzen. Doch diese sogenannten Sektorenwetten sind eine der riskantesten Strategien für Privatanleger. Sie widersprechen dem fundamentalen Prinzip der Diversifikation, da das Kapital auf eine kleine Anzahl von Unternehmen in einer einzigen, oft noch unreifen Branche konzentriert wird.
Der Wasserstoffsektor ist ein perfektes Beispiel. Zwar ist das Potenzial der Technologie unbestritten, doch der Weg zur breiten kommerziellen Nutzung ist lang und unsicher. Viele der in Wasserstoff-ETFs enthaltenen Unternehmen sind noch nicht profitabel, hoch bewertet und extrem volatil. Scheitert die Technologie, platzt der Hype oder gewinnt ein Konkurrent, drohen massive Verluste. Anstatt „all-in“ auf einen Sektor zu gehen, empfiehlt sich für Anleger eine disziplinierte Core-Satellite-Strategie.

Bei dieser Strategie bildet ein breit diversifiziertes, stabiles Kerninvestment (der „Core“) die Basis des Portfolios. Dies kann beispielsweise ein globaler ESG- oder SRI-ETF sein. Um diesen Kern herum werden kleine, chancenorientierte Positionen (die „Satelliten“) platziert. Ein Wasserstoff-ETF könnte ein solcher Satellit sein, aber nur mit einem kleinen Anteil am Gesamtportfolio, typischerweise zwischen 3% und 5%. Diese Vorgehensweise ermöglicht es, von den potenziellen Wachstumschancen eines Hype-Sektors zu profitieren, ohne die Stabilität des gesamten Depots zu gefährden. Fällt der Satellit aus, wird der Verlust durch die Performance des Kerns abgefedert.
Die Core-Satellite-Strategie ist ein rationaler Kompromiss zwischen Stabilität und Chancennutzung. Sie erlaubt es, gezielt in innovative grüne Technologien zu investieren, behält aber das Gesamtrisiko unter Kontrolle. Statt zu hoffen, den einen Gewinner zu finden, setzen Anleger auf die Widerstandsfähigkeit eines breit aufgestellten Fundaments.
Wie gewichten Sie nachhaltige Assets neu, wenn sich die Marktbedingungen ändern?
Ein nachhaltiges Portfolio aufzubauen ist nur der erste Schritt. Die eigentliche Herausforderung liegt darin, es langfristig zu managen und an veränderte Bedingungen anzupassen. Dieser Prozess wird als Rebalancing bezeichnet. Bei nachhaltigen Portfolios geht es dabei nicht nur um die Wiederherstellung der ursprünglichen prozentualen Gewichtung der Anlageklassen, sondern auch um die Reaktion auf neue Informationen im ESG-Bereich. Ein statisches „Buy and Hold“ ist hier oft nicht ausreichend.
Die Marktbedingungen für nachhaltige Anlagen ändern sich dynamisch. Neue Regulierungen wie die EU-Taxonomie schaffen klarere Definitionen, ESG-Ratingagenturen passen ihre Methodiken an und Unternehmensskandale können die Nachhaltigkeitsbewertung einer Firma über Nacht verändern. Ein aktives Management des Portfolios erfordert daher klare Regeln, wann eine Neugewichtung oder ein Verkauf ausgelöst wird. Diese sogenannten „Trigger“ helfen, emotionale Entscheidungen zu vermeiden und diszipliniert zu handeln.
Ein wichtiger Trigger ist beispielsweise eine signifikante Herabstufung des ESG-Ratings eines Unternehmens. Fällt das Rating um mehr als zwei Stufen, sollte die Position kritisch überprüft und potenziell verkauft werden. Ebenso ist eine Sektor-Übergewichtung ein Warnsignal. Wenn beispielsweise der Sektor „Erneuerbare Energien“ nach einer starken Kursrallye plötzlich 35% des Portfolios ausmacht, ist eine Gewinnmitnahme und Umschichtung zur Risikostreuung sinnvoll. Der wohl drastischste Trigger ist eine schwere Kontroverse, wie ein Umwelt- oder Korruptionsskandal, der einen sofortigen Verkauf unabhängig von der Performance rechtfertigen kann.
Die folgende Tabelle zeigt beispielhafte Trigger für das Rebalancing eines ESG-Portfolios. Sie dient als Leitfaden, um eine systematische und disziplinierte Anlagestrategie zu gewährleisten.
| Trigger-Typ | Schwellenwert | Aktion |
|---|---|---|
| Regulatorische Änderung | EU-Taxonomie Update | Überprüfung aller Positionen auf neue Kriterien |
| ESG-Rating Herabstufung | >2 Stufen Downgrade | Position verkaufen oder reduzieren |
| Sektor-Übergewichtung | >35% in einem Sektor | Gewinnmitnahme und Umschichtung |
| Skandal/Kontroverse | Schwere Verstöße | Sofortiger Verkauf unabhängig von Performance |
| Korrelationsanstieg | >0.8 zwischen Sektoren | Diversifikation erhöhen |
Warum Sie Ihre Coins niemals auf der Börse liegen lassen sollten (Not your keys, not your coins)
Der aus der Kryptowelt stammende Grundsatz „Not your keys, not your coins“ (Nicht deine Schlüssel, nicht deine Coins) beschreibt ein fundamentales Prinzip der Eigenverantwortung und des Risikomanagements. Er besagt, dass man Kryptowährungen nur dann wirklich besitzt, wenn man die privaten Schlüssel kontrolliert, die den Zugriff darauf ermöglichen. Lässt man seine Coins auf einer Handelsplattform (Börse) liegen, vertraut man einem Dritten. Geht dieser pleite oder wird gehackt, ist das Vermögen potenziell verloren. Dieses Prinzip lässt sich erstaunlich gut auf andere Bereiche des nachhaltigen Investierens übertragen, insbesondere auf Crowdinvesting-Plattformen.
Wie der Finanztip-Experte Saidi Sulilatu warnt, kann bei Beteiligungen an Solarparks mit dem „grünen Gewissen“ der Leute gespielt werden, während gleichzeitig ein Konzentrationsrisiko besteht, da das Geld nicht breit gestreut ist. Das eigentliche Plattform-Risiko ist jedoch die Analogie zum Börsen-Hack: Was passiert, wenn der Betreiber der Crowdinvesting-Plattform Insolvenz anmeldet? Sind die Investments der Anleger dann Teil der Insolvenzmasse?
Hier kommt die „grüne“ Version der Selbstverwahrung (Self-Custody) ins Spiel. Seriöse Plattformen stellen sicher, dass die Anlegergelder rechtlich streng vom Vermögen des Plattformbetreibers getrennt sind. Oft werden die Investments über Treuhandkonstruktionen oder als nachrangige Darlehen direkt an die Projektgesellschaft vergeben. Die Plattform agiert nur als Vermittler. Diese rechtliche Trennung ist das Äquivalent zur Kontrolle der eigenen „Keys“. Selbst wenn die Plattform verschwindet, bleibt der Anspruch des Anlegers gegenüber der Projektgesellschaft bestehen. Bevor man also investiert, ist es unerlässlich zu prüfen, ob das Investment als Sondervermögen behandelt wird und wie die Struktur im Insolvenzfall des Vermittlers aussieht. Das ist der ultimative Stresstest für die Sicherheit der Anlage.
Wie Sie 600 € pro Mitarbeiter/Jahr steuerfrei in Prävention investieren
Ein oft übersehener, aber zunehmend wichtiger Aspekt nachhaltiger Portfolios ist die soziale Komponente – das „S“ in ESG. Während Umweltkriterien (E) und gute Unternehmensführung (G) oft im Fokus stehen, rückt die Art und Weise, wie ein Unternehmen mit seinen Mitarbeitern, Lieferanten und der Gesellschaft umgeht, immer stärker in den Vordergrund. Investitionen in das Wohlbefinden der Mitarbeiter sind hierbei ein zentraler Indikator für eine starke soziale Performance. In Deutschland gibt es dafür sogar steuerliche Anreize, wie den Freibetrag von 600 € pro Jahr und Mitarbeiter für Maßnahmen der betrieblichen Gesundheitsförderung. Doch was hat das mit dem Portfolio eines Privatanlegers zu tun?
Für Anleger ist dies ein starkes Signal. Unternehmen, die proaktiv in die Gesundheit und Zufriedenheit ihrer Mitarbeiter investieren, weisen oft eine geringere Fluktuation, höhere Produktivität und eine stärkere Innovationskraft auf. Sie sind attraktivere Arbeitgeber und haben langfristig ein geringeres operatives Risiko. Bei der Analyse von Aktien oder Fonds ist es daher ein Qualitätsmerkmal, auf solche Faktoren zu achten. Investiert ein Unternehmen in Prävention, Weiterbildung und faire Arbeitsbedingungen? Das sind keine „weichen“ Faktoren mehr, sondern harte Kennzahlen, die die zukünftige Profitabilität und Stabilität eines Unternehmens beeinflussen können.
Die Bedeutung dieser Faktoren wird durch das massive Wachstum des ESG-Marktes untermauert. Weltweit wurden bis 2020 bereits 35,3 Billionen USD auf Grundlage von ESG-Kriterien investiert, und der Trend beschleunigt sich. Innerhalb dieses Marktes gewinnt der soziale Faktor zunehmend an Gewicht. Anleger, die diesen Aspekt in ihre Analyse einbeziehen, positionieren sich nicht nur ethisch, sondern potenziell auch wirtschaftlich vorteilhafter. Sie investieren in Unternehmen, die ihr wichtigstes Kapital – die Menschen – pflegen und damit eine nachhaltigere Wertschöpfung betreiben.
Das Wichtigste in Kürze
- Greenwashing ist die größte Gefahr: Verlassen Sie sich nicht auf „grüne“ Labels. Analysieren Sie die Top-Positionen und Ausschlusskriterien von ETFs und Fonds kritisch.
- Diversifikation schlägt Sektorenwetten: Konzentrieren Sie Ihr Kapital nicht auf Hype-Themen wie Wasserstoff. Nutzen Sie eine Core-Satellite-Strategie, um Chancen mit begrenztem Risiko wahrzunehmen.
- Aktives Management ist entscheidend: Ein nachhaltiges Portfolio ist nicht statisch. Regelmäßiges Rebalancing basierend auf ESG-Triggern (z.B. Rating-Änderungen, Skandale) ist für den langfristigen Erfolg unerlässlich.
Wie kaufen Sie Ihre ersten Bitcoin sicher, ohne auf Betrugsplattformen hereinzufallen?
Auf den ersten Blick scheinen Kryptowährungen wie Bitcoin und nachhaltiges Investieren unvereinbar. Der immense Energieverbrauch des Bitcoin-Netzwerks, der auf dem „Proof-of-Work“-Mechanismus beruht, steht im klaren Widerspruch zu Klimaschutzzielen. Doch die Kryptowelt ist heterogen, und eine pauschale Ablehnung wäre zu kurzsichtig. Es ist wichtig, zwischen hochspekulativen, energieintensiven Assets und innovativen Technologien mit potenziell positivem Impact zu differenzieren, bevor man investiert.
Der sicherste Weg, Kryptowährungen zu kaufen, führt über etablierte und regulierte Handelsplattformen mit Sitz in der EU, wie Bison (Börse Stuttgart) oder Bitpanda. Diese Anbieter unterliegen strengen regulatorischen Anforderungen und bieten ein höheres Maß an Sicherheit als unregulierte Offshore-Börsen. Vermeiden Sie Plattformen, die über soziale Medien mit unrealistischen Renditeversprechen werben – dies sind fast immer Betrugsmaschen. Beginnen Sie mit kleinen Beträgen, um die Prozesse kennenzulernen.
Aus nachhaltiger Sicht ist jedoch die Wahl der Kryptowährung entscheidend. Das Beispiel von Ethereum, der zweitgrößten Kryptowährung, zeigt, dass technologische Wandel möglich ist. Nach dem sogenannten „Merge“ hat Ethereum seinen Konsensmechanismus von „Proof-of-Work“ auf „Proof-of-Stake“ umgestellt und damit seinen Energieverbrauch um über 99% reduziert, wie eine Studie von ecoreporter.de belegt. Andere Kryptowährungen wie Cardano oder Solana wurden von Grund auf mit energieeffizienten Mechanismen konzipiert. Obwohl diese Technologien aus Umweltsicht deutlich besser abschneiden, bleibt das Investment hochspekulativ und volatil. Sie gehören, wenn überhaupt, nur als kleiner Satellit in ein gut diversifiziertes Portfolio.
Nischenprojekte arbeiten sogar an der Tokenisierung von CO2-Zertifikaten oder der dezentralen Verwaltung von Energienetzen und könnten zukünftig eine Rolle in der grünen Wirtschaft spielen. Dennoch: Für die meisten Anleger, deren Fokus auf einem stabilen, klimafreundlichen Portfolio liegt, sind Kryptowährungen derzeit eher eine riskante Wette als ein seriöses nachhaltiges Investment.
Um diese Grundsätze praktisch anzuwenden, besteht der nächste logische Schritt darin, Ihr bestehendes Portfolio einer kritischen ESG-Analyse zu unterziehen und Ihre Anlagestrategie entsprechend zu justieren.