
Der sichere Kauf von Bitcoin endet nicht bei der Wahl einer Börse – dort fängt die Verantwortung erst an.
- Echte Sicherheit bedeutet Selbstverwahrung: „Not your keys, not your coins“ ist keine Floskel, sondern eine Notwendigkeit, um Ihr Vermögen vor Börsenpleiten zu schützen.
- Steuerliche Fallstricke in Deutschland können Gewinne zunichtemachen, wenn Sie die Haltefristen (insbesondere beim Staking) nicht kennen.
Empfehlung: Entwickeln Sie eine defensive Denkweise, um Betrugsmaschen proaktiv zu erkennen und Ihr Investment langfristig und souverän zu verwalten.
Der Bitcoin-Kurs steigt, und die Neugier wächst. Doch mit ihr auch die Sorge: Wie steigt man in diese neue, digitale Welt ein, ohne Opfer von raffiniertem Betrug zu werden oder in komplexe technische Fallen zu tappen? Für viele Anleger, die den Hype verstehen wollen, aber eine gesunde Scheu vor der Technik haben, scheint der erste Schritt der schwierigste zu sein. Die Angst, das hart verdiente Geld an eine dubiose Plattform zu verlieren, ist allgegenwärtig und begründet.
Viele Ratgeber im Internet raten schlicht, „eine seriöse Börse zu nutzen“ oder „sich gut zu informieren“. Doch diese Ratschläge kratzen nur an der Oberfläche eines Phänomens, das weit mehr ist als nur eine digitale Währung. Es geht um den Übergang in ein neues System der Eigenverantwortung, in dem Sie selbst zur Bank werden. Die alleinige Fokussierung auf den Kaufprozess übersieht die viel größeren Risiken: die Verwahrung, die steuerlichen Konsequenzen und die psychologischen Tricks von Betrügern.
Was wäre, wenn der Schlüssel zur Sicherheit nicht nur die Wahl der richtigen App ist, sondern die Entwicklung einer defensiven Denkweise? Wenn es nicht nur darum geht, Bitcoin zu kaufen, sondern darum, digitale Souveränität zu erlangen und Ihr Vermögen wirklich zu besitzen und zu schützen? Dieser Ansatz verlagert den Fokus von der reinen Transaktion hin zu einer langfristigen, widerstandsfähigen Strategie.
Dieser Leitfaden geht daher einen entscheidenden Schritt weiter. Wir beleuchten die kritischen Aspekte, die oft übersehen werden, aber für Ihren Erfolg und Ihre Sicherheit fundamental sind. Wir zeigen Ihnen, warum die sicherste Börse Ihnen nichts nützt, wenn Sie Ihre Coins dort liegen lassen, welche steuerlichen Realitäten in Deutschland auf Sie warten und wie Sie die Denkweise von Betrügern verstehen lernen, um ihnen immer einen Schritt voraus zu sein.
Um diese Themen strukturiert zu behandeln, führt Sie dieser Artikel durch die wichtigsten Säulen einer sicheren Bitcoin-Strategie. Der folgende Überblick zeigt Ihnen die zentralen Fragen, die wir beantworten werden, um Sie vom neugierigen Beobachter zum souveränen Investor zu machen.
Inhaltsverzeichnis: Ihr Weg zum sicheren Bitcoin-Investment
- Warum Sie Ihre Coins niemals auf der Börse liegen lassen sollten (Not your keys, not your coins)
- Wann sind Krypto-Gewinne in Deutschland steuerfrei und wann müssen Sie zahlen?
- Wie unterscheiden Sie seriöse Projekte von Betrug, der Ihr Geld über Nacht vernichtet?
- Wie funktioniert „Zinsen verdienen“ auf der Blockchain und wo ist das Risiko?
- Lohnt sich der Cost-Average-Effekt bei so volatilen Assets wie Bitcoin?
- Der Wasserstoff-Hype: Warum Sektorenwetten Ihr Depot unnötig schwanken lassen
- Wie setzen Sie sichere Passwörter durch, ohne dass Mitarbeiter sie auf Post-its schreiben?
- Wie bauen Sie ein Portfolio auf, das den Klimawandel bekämpft und trotzdem Rendite bringt?
Warum Sie Ihre Coins niemals auf der Börse liegen lassen sollten (Not your keys, not your coins)
Der erste Kauf von Bitcoin auf einer Handelsplattform fühlt sich wie ein Erfolg an. Doch genau hier machen die meisten Anfänger den entscheidenden Fehler: Sie betrachten die Börse als sicheres Bankkonto und lassen ihre digitalen Münzen dort liegen. Das ist der direkteste Weg, die Kontrolle und potenziell das gesamte Investment zu verlieren. Der Grundsatz „Not your keys, not your coins“ (Nicht deine Schlüssel, nicht deine Coins) ist das wichtigste Mantra in der Welt der Kryptowährungen.
Wenn Ihre Coins auf einer Börse liegen, gehören sie Ihnen rechtlich und technisch nicht. Sie besitzen lediglich einen Anspruch, ein Versprechen der Plattform auf Auszahlung. Die privaten Schlüssel (Keys), die den tatsächlichen Besitz der Bitcoin nachweisen, werden von der Börse verwaltet. Sie sind damit dem vollen Systemrisiko des Anbieters ausgesetzt: Hackerangriffe, regulatorische Verbote oder, wie die Vergangenheit schmerzlich gezeigt hat, die Insolvenz der Plattform.
Der Kollaps der Krypto-Börse FTX im Jahr 2022 ist das prominenteste Mahnmal. Milliarden an Kundengeldern verschwanden über Nacht, weil das Unternehmen die Einlagen seiner Nutzer unerlaubt für hochriskante Geschäfte verwendet hatte. Laut Berichten besaßen allein in Deutschland 21.000 Personen ein Konto bei FTX und verloren den Zugriff auf ihr Vermögen. Dieses Ereignis unterstreicht eine fundamentale Wahrheit: Echte Sicherheit und digitale Souveränität erlangen Sie nur, wenn Sie Ihre Coins in eine eigene Wallet transferieren, deren private Schlüssel ausschließlich Sie kontrollieren.
Ihr Aktionsplan: Der erste Transfer in die Selbstverwahrung
- Wallet auswählen: Installieren Sie eine anfängerfreundliche Software-Wallet auf Ihrem Smartphone. Empfehlenswerte Optionen sind BlueWallet oder Muun, die eine gute Balance zwischen Sicherheit und Benutzerfreundlichkeit bieten.
- Sicherheitskopie erstellen: Erstellen Sie in der App ein neues Wallet. Die App wird Ihnen eine Wiederherstellungsphrase (Recovery Phrase) aus 12 oder 24 Wörtern anzeigen. Notieren Sie diese Wörter handschriftlich auf Papier und bewahren Sie es an einem sicheren, geheimen Ort auf. Diese Phrase ist der Generalschlüssel zu Ihrem Vermögen.
- Testtransaktion durchführen: Kopieren Sie Ihre neue Empfangsadresse aus der Wallet. Senden Sie nun von der Börse einen sehr kleinen Betrag (z. B. 10 Euro in Bitcoin) an diese Adresse. Warten Sie, bis die Transaktion in Ihrer Wallet als eingegangen bestätigt wird.
- Hauptbetrag transferieren: Erst nachdem die Testtransaktion erfolgreich war, wiederholen Sie den Vorgang und senden den restlichen Betrag Ihrer Bitcoin an dieselbe Wallet-Adresse.
- Kontrolle übernehmen: Herzlichen Glückwunsch. Ihre Bitcoin gehören nun wirklich Ihnen. Sie sind nicht mehr dem Risiko der Börse ausgesetzt.
Wann sind Krypto-Gewinne in Deutschland steuerfrei und wann müssen Sie zahlen?
Ein zentraler Aspekt, der von vielen Einsteigern unterschätzt wird, ist die steuerliche Behandlung von Kryptowährungen in Deutschland. Unwissenheit schützt hier nicht vor empfindlichen Nachzahlungen und Problemen mit dem Finanzamt. Eine defensive Anlagestrategie beinhaltet daher zwingend eine saubere Dokumentation und das Wissen um die geltenden Regeln, die glücklicherweise für langfristige Investoren recht vorteilhaft sein können.
Die wichtigste Regel betrifft die sogenannte Haltefrist. Laut aktueller deutscher Steuerregelung sind Gewinne aus dem Verkauf von Bitcoin und anderen Kryptowährungen komplett steuerfrei, wenn zwischen dem Kauf und dem Verkauf mehr als ein Jahr liegt. Diese 365-tägige Haltefrist macht Bitcoin für langfristige Anleger besonders attraktiv. Verkaufen Sie Ihre Coins jedoch innerhalb dieses Jahres, müssen die erzielten Gewinne mit Ihrem persönlichen Einkommensteuersatz versteuert werden, sofern die Gewinne die jährliche Freigrenze von 1.000 Euro übersteigen.
Um diese Regeln korrekt anwenden zu können, ist eine lückenlose Dokumentation aller Transaktionen unerlässlich. Das Finanzamt kann Nachweise verlangen, und ohne diese Dokumente wird eine Schätzung zu Ihren Ungunsten vorgenommen. Die systematische Erfassung aller Käufe und Verkäufe ist ein Eckpfeiler der Eigenverantwortung als Krypto-Investor.

Die visuelle Metapher eines geordneten Ordners sollte Ihr Leitbild sein. Behandeln Sie Ihre Krypto-Investments mit derselben Sorgfalt wie andere Vermögenswerte. Die folgende Checkliste zeigt, welche Daten Sie für jede Transaktion erfassen und sicher aufbewahren sollten:
- Exaktes Kaufdatum und die genaue Uhrzeit jeder Transaktion
- Kaufpreis in Euro zum Zeitpunkt des Erwerbs
- Genaue Menge der gekauften Kryptowährung (z. B. Bitcoin oder Satoshi)
- Name der genutzten Börse oder Plattform
- Verkaufsdatum und -preis, falls zutreffend
- Transaktions-IDs und Wallet-Adressen für alle Transfers
- Screenshots oder PDF-Exporte als Bestätigung aller Vorgänge
Wie unterscheiden Sie seriöse Projekte von Betrug, der Ihr Geld über Nacht vernichtet?
Die Krypto-Welt ist voll von Innovationen, aber leider auch von Betrügern, die die Unwissenheit und Gier von Einsteigern ausnutzen. Eine defensive Denkweise bedeutet, grundsätzlich misstrauisch zu sein und klare Kriterien zur Prüfung von Plattformen und Projekten zu haben. Anstatt auf vollmundige Versprechen hereinzufallen, lernen Sie, die Warnsignale zu erkennen, die Betrugsprojekte von seriösen Anbietern unterscheiden.
Seriöse Plattformen agieren transparent und unterwerfen sich regulatorischen Anforderungen. In Deutschland ist ein entscheidendes Merkmal die Regulierung durch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin). Anbieter wie Bitpanda oder Trade Republic besitzen eine solche Lizenz und müssen sich an strenge Regeln zum Schutz von Anlegern halten. Betrügerische Plattformen haben ihren Sitz hingegen oft in Offshore-Paradiesen, besitzen keine klare Lizenzierung und machen es Kunden gezielt schwer, das Unternehmen hinter der Webseite zu identifizieren.
Die folgende Tabelle fasst die wichtigsten Unterscheidungsmerkmale zusammen und dient als schnelle Checkliste, bevor Sie sich bei einem neuen Anbieter anmelden. Wie eine Analyse im Handelsblatt aufzeigt, sind dies die entscheidenden Punkte, um die Spreu vom Weizen zu trennen:
| Kriterium | Seriöse Plattform | Verdächtige Plattform |
|---|---|---|
| Regulierung | BaFin-reguliert in Deutschland (z.B. Bitpanda, Trade Republic) | Keine oder unklare Lizenzierung |
| Firmensitz | Transparent in EU/Deutschland | Offshore oder verschleiert |
| Renditeversprechen | Realistische Marktrenditen | Garantierte hohe Renditen |
| Support | Deutschsprachig, erreichbar | Nur E-Mail, keine Telefonnummer |
| Impressum | Vollständig, mit Handelsregisternummer | Fehlt oder unvollständig |
Das größte Warnsignal sind unrealistische Renditeversprechen. Kein seriöses Projekt kann und wird Ihnen „garantierte“ oder extrem hohe Gewinne versprechen. Solche Angebote verschleiern oft ein betrügerisches System, bei dem das Geld neuer Anleger genutzt wird, um frühere Investoren auszuzahlen – bis das System kollabiert. Wie perfide solche Systeme aufgebaut sind, zeigt der Fall FTX. Wie die Kanzlei Herfurtner in ihrer Analyse des Skandals beschreibt:
Das von Bankman-Fried betriebene Handelsgeschäft hatte die geliehenen Mittel in hochriskante Unternehmungen gesteckt. Nach Angaben bekannter Nachrichtendienste rettete FTX heimlich Alameda, indem es sich Geld aus Kundeneinlagen lieh, um die Schulden zu begleichen.
– Kanzlei Herfurtner, Analyse des FTX-Skandals
Wie funktioniert „Zinsen verdienen“ auf der Blockchain und wo ist das Risiko?
Neben dem reinen Kauf von Bitcoin locken viele Plattformen mit der Möglichkeit, „Zinsen“ auf die eigenen Krypto-Bestände zu verdienen. Dieses sogenannte Staking oder Lending klingt verlockend: Man stellt seine Coins einer Plattform zur Verfügung und erhält dafür eine regelmäßige Rendite, oft weit über dem, was traditionelle Banken bieten. Doch dieses scheinbar passive Einkommen birgt massive, oft versteckte Risiken.
Das fundamentale Problem ist dasselbe wie beim Lagern der Coins auf einer Börse: Sie geben die Kontrolle ab. Um Zinsen zu verdienen, transferieren Sie Ihre Coins an einen Drittanbieter. In diesem Moment verlieren Sie die direkte Verfügungsgewalt und gehen ein Kontrahentenrisiko ein. Sie vertrauen darauf, dass der Anbieter solvent bleibt und Ihre Coins sicher verwahrt. Die Geschichte ist voll von Beispielen, bei denen dieses Vertrauen missbraucht wurde. Das Unternehmen Celsius Network versprach Anlegern Renditen von bis zu 18 % pro Jahr, nur um später Insolvenz anzumelden und Milliarden an Kundengeldern im Nichts aufzulösen.
Für Anleger in Deutschland kommt ein weiterer, gravierender Nachteil hinzu, der oft übersehen wird. Sobald Sie Ihre Bitcoin für Staking oder Lending nutzen und damit Einnahmen erzielen, ändert sich die steuerliche Behandlung fundamental. Wie die deutsche Steuergesetzgebung vorschreibt, verlängert sich die Haltefrist für die Steuerfreiheit der Gewinne von einem Jahr auf zehn Jahre. Diese Regel kann selbst kleine Zinserträge zu einer massiven Steuerfalle machen und die langfristige Anlagestrategie zunichtemachen.
Die Risiken beim Staking lassen sich als verschiedene Schichten des Vertrauens visualisieren, die Sie eingehen.

Wie dieses Bild andeutet, geben Sie nicht nur die Kontrolle über Ihr Asset ab (erste Schicht), sondern vertrauen auch auf die technische Sicherheit der Plattform (zweite Schicht) und deren Geschäftsmodell (dritte Schicht). Für Einsteiger, die eine defensive Strategie verfolgen, ist das Fazit klar: Die Risiken von Staking und Lending überwiegen die potenziellen Erträge bei Weitem. Konzentrieren Sie sich auf die sichere Selbstverwahrung.
Lohnt sich der Cost-Average-Effekt bei so volatilen Assets wie Bitcoin?
Die extremen Kursschwankungen (Volatilität) von Bitcoin schrecken viele Anfänger ab. Der Versuch, den perfekten, niedrigsten Einstiegspunkt zu finden, führt oft zu Zögern, Frustration oder falschen Entscheidungen. Eine bewährte Methode, um dieses Problem zu umgehen und emotionalen Stress zu reduzieren, ist der Cost-Average-Effekt (Durchschnittskosteneffekt), auch bekannt als Sparplan.
Das Prinzip ist einfach: Anstatt eine große Summe auf einmal zu investieren, kaufen Sie regelmäßig für einen festen Betrag Bitcoin – zum Beispiel für 50 Euro jeden Monat. Bei hohen Kursen erhalten Sie für Ihr Geld weniger Bitcoin, bei niedrigen Kursen entsprechend mehr. Über die Zeit glättet sich so Ihr durchschnittlicher Einkaufspreis. Sie entkoppeln Ihre Investitionsentscheidung vom täglichen Marktgeschehen und profitieren langfristig von einem guten Mittelwert, ohne den Markt timen zu müssen.
Für Anfänger ist diese Strategie ideal, da sie Disziplin fördert und das Risiko von Panikverkäufen oder gierigen Käufen am Höchststand minimiert. Viele regulierte und anfängerfreundliche Apps, die in Deutschland verfügbar sind (wie Bison, Bitpanda oder Bitvavo), machen die Einrichtung eines solchen Sparplans sehr einfach. Meist genügen wenige Klicks, um einen monatlichen oder wöchentlichen Dauerauftrag einzurichten.
Auch wenn die Volatilität kurzfristig abschreckend wirken mag, zeigen historische Daten, dass Bitcoin als Wertspeicher über längere Zeiträume eine bemerkenswerte Performance aufgewiesen hat. Ein Sparplan hilft dabei, diese langfristige Perspektive beizubehalten und kurzfristige Marktturbulenzen auszublenden. Es ist eine defensive und stressfreie Methode, um schrittweise ein Vermögen aufzubauen.
Der Wasserstoff-Hype: Warum Sektorenwetten Ihr Depot unnötig schwanken lassen
Genau wie am Aktienmarkt, wo Anleger oft auf kurzfristige Hype-Themen wie einst Wasserstoff oder Cannabis setzen, gibt es auch in der Kryptowelt verlockende „Sektorenwetten“. Anstatt auf die etablierte Kerntechnologie Bitcoin zu setzen, jagen viele Investoren dem „nächsten großen Ding“ hinterher. Dies können Projekte aus den Bereichen Decentralized Finance (DeFi), Non-Fungible Tokens (NFTs), Memecoins oder dem Metaverse sein.
Das Problem dieser Strategie ist das enorme, konzentrierte Risiko. Diese Nischen-Sektoren sind extrem spekulativ und ihre Kurse bewegen sich oft im Gleichschritt. Wenn der Gesamtmarkt fällt, verlieren diese alternativen Coins (Altcoins) in der Regel überproportional stark an Wert, da Kapital in sicherere Häfen wie Bitcoin oder aus dem Markt herausfließt. Eine Wette auf einen einzelnen Sektor ist daher keine Diversifikation, sondern eine hochriskante Spekulation auf eine Nische, deren langfristiger Nutzen oft noch nicht erwiesen ist.
Für einen Anleger, der eine defensive Denkweise verfolgt, ist dies der falsche Ansatz. Bitcoin kann als das „digitale Gold“ oder der „Blue Chip“ der Kryptowelt betrachtet werden. Es verfügt über das größte Netzwerk, die höchste Sicherheit, die längste Erfolgsgeschichte und die größte Dezentralisierung. Es ist die Basis-Infrastruktur, auf der möglicherweise zukünftige Anwendungen aufbauen werden.
Anstatt also zu versuchen, den einen Altcoin zu finden, der sich verhundertfacht, sollten sich Einsteiger darauf konzentrieren, zuerst ein solides Fundament mit Bitcoin aufzubauen. Wetten auf den „nächsten Hype“ ähneln eher einem Lotteriespiel als einer durchdachten Investition. Sie erhöhen die Schwankungen im Portfolio und die Wahrscheinlichkeit von Totalverlusten erheblich. Die Konzentration auf das bewährteste Asset ist der sicherste Weg, um am Potenzial der Technologie teilzuhaben, ohne sich unnötigen Risiken auszusetzen.
Wie setzen Sie sichere Passwörter durch, ohne dass Mitarbeiter sie auf Post-its schreiben?
Wenn Sie Ihre Kryptowährungen selbst verwahren, werden Sie zum alleinigen Vorstand, Buchhalter und Sicherheitsbeauftragten Ihrer eigenen Bank. Der Titel dieses Abschnitts spricht von „Mitarbeitern“, doch in der Welt der digitalen Souveränität gibt es nur einen Mitarbeiter, der ein Risiko darstellt: Sie selbst in einem unachtsamen Moment. Die Gewohnheiten, die in einem Büroumfeld zu Sicherheitslücken führen – schwache Passwörter, Wiederverwendung von Zugangsdaten, unsichere Notizen – sind im Umgang mit digitalen Vermögenswerten existenzbedrohend.
Der Aufbau eines digitalen Fort Knox beginnt mit fundamentalen Praktiken der persönlichen digitalen Hygiene. Es geht darum, sich selbst die Möglichkeit zu nehmen, aus Bequemlichkeit Fehler zu machen. Die Verantwortung für die Sicherheit Ihrer Börsen-Accounts (die Sie nur für den Kauf nutzen) und insbesondere Ihrer Wallets liegt zu 100 % bei Ihnen. Es gibt keine IT-Abteilung, die ein vergessenes Passwort zurücksetzen kann. Verlust bedeutet hier endgültigen Verlust.
Daher ist die Implementierung eines robusten Sicherheitssystems kein optionales Extra, sondern eine Grundvoraussetzung. Betrachten Sie die folgenden Schritte nicht als lästige Pflicht, sondern als das Fundament Ihres digitalen Tresors.
Ihr Aktionsplan: Das digitale Fort Knox für Privatanleger
- Passwort-Manager nutzen: Verwenden Sie einen seriösen Passwort-Manager wie Bitwarden (Open Source) oder KeePass, um für jede einzelne Plattform ein einzigartiges, langes und komplexes Passwort zu generieren und sicher zu speichern.
- Zwei-Faktor-Authentifizierung (2FA) aktivieren: Sichern Sie jeden Account mit 2FA. Nutzen Sie dafür eine Authenticator-App (z. B. Google Authenticator, Authy) und niemals SMS, da SIM-Karten gekapert werden können (SIM-Swapping).
- Dedizierte E-Mail-Adresse erstellen: Richten Sie eine neue E-Mail-Adresse ausschließlich für Ihre Krypto-Aktivitäten ein. Verwenden Sie diese Adresse nirgendwo sonst, um das Risiko von Phishing-Angriffen zu minimieren.
- Recovery-Codes offline speichern: Bewahren Sie alle Wiederherstellungscodes (für Wallets und 2FA) sicher und ausschließlich offline auf – am besten handschriftlich an einem feuer- und wasserfesten Ort.
- Regelmäßige Sicherheits-Audits durchführen: Überprüfen Sie mindestens einmal im Quartal die Sicherheitseinstellungen Ihrer Konten, die aktiven Sitzungen und ändern Sie bei Verdacht sofort Ihre Passwörter.
Das Wichtigste in Kürze
- Digitale Souveränität ist der Kern: Echte Sicherheit gibt es nur durch die Selbstverwahrung der Coins in einer eigenen Wallet, deren Schlüssel Sie allein kontrollieren.
- Deutsche Steuerregeln beachten: Die Ein-Jahres-Haltefrist ist entscheidend für die Steuerfreiheit, aber Staking oder Lending verlängert diese Frist auf zehn Jahre.
- Misstrauen als Standard: Garantierte hohe Renditen, fehlende Regulierung und ein anonymes Impressum sind die größten Warnsignale für Betrug.
Wie bauen Sie ein Portfolio auf, das den Klimawandel bekämpft und trotzdem Rendite bringt?
Ein häufiger und berechtigter Einwand gegen Bitcoin ist sein hoher Energieverbrauch. Für Anleger, die nicht nur Rendite erzielen, sondern auch nachhaltig investieren möchten, scheint dies ein unüberwindbarer Widerspruch zu sein. Doch die Debatte ist komplexer, als es die Schlagzeilen oft suggerieren. Eine genauere Betrachtung zeigt, dass Bitcoin auch als Teil einer umweltbewussten Anlagestrategie betrachtet werden kann.
Zunächst ist es wichtig, den Energieverbrauch in den richtigen Kontext zu setzen. Ja, das Bitcoin-Netzwerk verbraucht eine beträchtliche Menge an Strom. Allerdings fördert das Mining einen Trend hin zur Nutzung von günstiger und oft überschüssiger Energie. Aktuelle Studien zeigen, dass der Anteil erneuerbarer Energien im Strommix des Bitcoin-Minings stetig wächst. So gehen Schätzungen davon aus, dass Bitcoin-Miner ihren Strom zu rund 54,5 % aus erneuerbaren Energiequellen beziehen, da diese oft die günstigste verfügbare Energieform sind.
Darüber hinaus hilft ein Vergleich, die Zahlen einzuordnen. Das traditionelle Bankensystem mit seinen unzähligen Filialen, Rechenzentren, Geldautomaten und Mitarbeitern hat ebenfalls einen massiven Energie-Fußabdruck, der jedoch schwerer zu messen und oft übersehen wird.
| System | Jährlicher Energieverbrauch | Anteil erneuerbare Energien |
|---|---|---|
| Bitcoin-Netzwerk | 172,62 TWh (2024 erwartet) | 54,5% aus erneuerbaren Quellen |
| Traditionelles Bankensystem | 4981,49 TWh | Nicht spezifiziert, regional unterschiedlich |
| Deutschland Gesamtverbrauch | 500 TWh | 52% (2023) |
Bitcoin-Miner agieren als mobile Energiekunden, die sich dort ansiedeln, wo Strom im Überfluss vorhanden und billig ist. Dies kann dazu beitragen, den Ausbau erneuerbarer Energien rentabler zu machen, indem sie als Abnehmer für überschüssigen Strom (z.B. aus Wind- oder Wasserkraft) dienen, der sonst verloren ginge. Anstatt das Thema also schwarz-weiß zu sehen, können Anleger Bitcoin als eine Technologie betrachten, die den Übergang zu einem effizienteren und erneuerbaren Energiesystem potenziell beschleunigen kann.
Der erste Schritt in die Welt der Kryptowährungen sollte wohlüberlegt, informiert und defensiv sein. Beginnen Sie noch heute damit, diese Prinzipien anzuwenden, indem Sie eine seriöse, regulierte Börse für Ihren ersten, kleinen Kauf auswählen und sich parallel mit der Einrichtung Ihrer eigenen Wallet vertraut machen.