Veröffentlicht am Mai 17, 2024

Der Sprung in die nebenberufliche Selbstständigkeit ist oft von Unsicherheit geprägt – doch mit strategischer Planung wird er zu einem sicheren Fundament für Ihre Zukunft.

  • Rechtliche Schwellenwerte (Arbeitszeit, Krankenversicherung) sind keine Hindernisse, sondern Leitplanken für Ihren Erfolg.
  • Steuerliche Entscheidungen wie die Kleinunternehmerregelung müssen auf Ihre Geschäftsziele abgestimmt sein, nicht allein auf Einfachheit.

Empfehlung: Analysieren Sie Ihre rechtliche und finanzielle Ausgangslage, bevor Sie den ersten Kunden annehmen, um Risiken von Anfang an zu minimieren.

Der Gedanke, das eigene Talent oder eine lang gehegte Leidenschaft in ein Geschäftsmodell zu verwandeln, ist für viele Angestellte verlockend. Der Traum von der eigenen Sache, von mehr Autonomie und einem zusätzlichen Einkommen steht jedoch oft der Angst vor dem Verlust der finanziellen Sicherheit des Hauptjobs gegenüber. Viele Ratgeber geben simple Tipps wie „informieren Sie Ihren Chef“ oder „melden Sie einfach ein Gewerbe an“. Doch dieser Ansatz greift zu kurz und lässt die entscheidenden Details aus, die über Erfolg oder Scheitern entscheiden können.

Die wahre Kunst der nebenberuflichen Gründung liegt nicht im blinden Aktionismus, sondern in der strategischen Navigation durch das deutsche Rechts- und Steuersystem. Der Schlüssel zum Erfolg ist nicht, pausenlos zu arbeiten, sondern die Spielregeln – die rechtlichen und finanziellen Schwellenwerte – genau zu kennen und sie für sich zu nutzen. Es geht darum, ein robustes Fundament zu schaffen, das Ihnen erlaubt, Ihre Geschäftsidee sicher zu testen und wachsen zu lassen, ohne Ihre Anstellung zu riskieren.

Dieser Leitfaden ist Ihr Gründungsberater. Wir betrachten die Gründung im Nebenerwerb nicht als Hobby, sondern als ernsthaftes unternehmerisches Vorhaben. Wir führen Sie durch die kritischen Fragen, die Sie sich stellen müssen: von der Zustimmungspflicht des Arbeitgebers über die Wahl der richtigen Besteuerungsform bis hin zum Schutz Ihrer eigenen Gesundheit. So verwandeln Sie Unsicherheit in Rechtssicherheit und legen den Grundstein für einen nachhaltigen Erfolg.

Um Ihnen einen klaren Weg durch die komplexen Anforderungen zu weisen, haben wir diesen Artikel in acht zentrale Bereiche gegliedert. Jeder Abschnitt beantwortet eine entscheidende Frage auf Ihrem Weg in die sichere nebenberufliche Selbstständigkeit.

Muss Ihr Chef zustimmen, wenn Sie abends Webseiten designen? (Arbeitsrecht)

Die erste Hürde auf dem Weg in die Nebentätigkeit ist oft die Unsicherheit gegenüber dem eigenen Arbeitgeber. Grundsätzlich gilt in Deutschland die Freiheit der Berufswahl, was bedeutet, dass Ihr Arbeitgeber Ihnen eine Nebentätigkeit nicht pauschal verbieten darf. Eine Informationspflicht oder sogar eine Genehmigungspflicht kann jedoch in Ihrem Arbeitsvertrag verankert sein. Daher ist der erste Schritt immer ein genauer Blick in Ihre Vertragsunterlagen. Doch selbst wenn keine Klausel existiert, gibt es klare rechtliche Grenzen, die Sie kennen und respektieren müssen.

Die entscheidende rote Linie ist der Interessenkonflikt. Sie dürfen Ihrem Arbeitgeber keine direkte Konkurrenz machen. Wenn Sie also für eine Webdesign-Agentur arbeiten, ist es hochproblematisch, nach Feierabend eigene Webdesign-Projekte umzusetzen. Arbeiten Sie hingegen als Buchhalter und möchten am Wochenende Yoga-Kurse geben, besteht in der Regel kein Interessenkonflikt. Des Weiteren darf Ihre Leistung im Hauptjob unter der Nebentätigkeit nicht leiden. Müdigkeit, Unkonzentriertheit oder die Nutzung von Arbeitsmaterialien des Hauptjobs für Ihr Nebengewerbe sind absolute Tabus.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist das Arbeitszeitgesetz. Die summierte Arbeitszeit aus Haupt- und Nebenjob darf werktäglich 10 Stunden nicht überschreiten, und zwischen den Arbeitseinsätzen müssen mindestens 11 Stunden ununterbrochene Ruhezeit liegen. Auch während Ihres Urlaubs dürfen Sie keiner dem Erholungszweck widersprechenden Tätigkeit nachgehen. Offene Kommunikation und Transparenz sind hier der beste Weg, um Vertrauen zu schaffen und rechtliche Fallstricke von vornherein zu vermeiden.

Die folgende Illustration zeigt, wie ein professionelles und offenes Gespräch über Ihre Pläne aussehen kann, um von Anfang an für klare Verhältnisse zu sorgen.

Professionelles Gespräch zwischen Arbeitnehmer und Vorgesetztem über Nebentätigkeit

Wie Sie im Bild sehen, ist eine respektvolle und partnerschaftliche Haltung entscheidend. Es geht nicht darum, um Erlaubnis zu bitten, sondern darum, proaktiv zu informieren und zu versichern, dass Ihre Loyalität und Leistungsfähigkeit im Hauptjob unangetastet bleiben.

Checkliste: Ihr Plan zur rechtssicheren Anmeldung der Nebentätigkeit

  1. Kontaktpunkte identifizieren: Listen Sie alle relevanten Stellen auf (Arbeitsvertrag prüfen, Gespräch mit dem Vorgesetzten, Kontakt zum Steuerberater, Gewerbeamt).
  2. Bestandsaufnahme durchführen: Inventarisieren Sie Ihre bestehenden Verpflichtungen (Wettbewerbsklausel, Arbeitszeitvorgaben, Geheimhaltungspflichten).
  3. Abgleich mit dem Hauptjob: Prüfen Sie objektiv, ob eine Konkurrenztätigkeit oder ein potenzieller Interessenkonflikt vorliegt. Dokumentieren Sie das Ergebnis.
  4. Risikobewertung vornehmen: Schätzen Sie den wöchentlichen Zeitaufwand realistisch ein und bewerten Sie, ob die gesetzlichen Ruhezeiten eingehalten werden können.
  5. Umsetzungsplan erstellen: Legen Sie eine klare Kommunikationsstrategie für das Gespräch mit Ihrem Arbeitgeber und einen Zeitplan für die offizielle Anmeldung fest.

Wann lohnt es sich, auf die Umsatzsteuer zu verzichten (und wann ist es ein Fehler)?

Eine der ersten und wichtigsten steuerlichen Entscheidungen, die Sie treffen müssen, betrifft die Umsatzsteuer. Die sogenannte Kleinunternehmerregelung nach § 19 UStG ermöglicht es Ihnen, auf Ihren Rechnungen keine Umsatzsteuer auszuweisen. Dies vereinfacht die Buchhaltung erheblich, da keine regelmäßigen Umsatzsteuervoranmeldungen an das Finanzamt erforderlich sind. Die Regelung kann genutzt werden, wenn Ihr Umsatz bestimmte Grenzen nicht übersteigt.

Die Attraktivität liegt auf der Hand: Sie können Ihre Dienstleistungen oder Produkte für Privatkunden günstiger anbieten, da keine 19 % (oder 7 %) Umsatzsteuer anfallen. Wenn Ihre Zielgruppe hauptsächlich aus Privatpersonen (B2C) besteht, kann dies ein erheblicher Wettbewerbsvorteil sein. Die Schwellenwerte für diese Regelung sind klar definiert. So gelten laut einer EU-Richtlinie ab Januar 2025 neue Umsatzgrenzen von 25.000 Euro im Vorjahr und 100.000 Euro im laufenden Jahr, was den Spielraum erweitert.

Doch die Vereinfachung hat einen entscheidenden Nachteil: Sie dürfen im Gegenzug keinen Vorsteuerabzug geltend machen. Das bedeutet, die Umsatzsteuer, die Sie selbst für betriebliche Anschaffungen bezahlen (z. B. für einen neuen Laptop, Software oder Büromaterial), können Sie sich nicht vom Finanzamt zurückholen. Planen Sie zu Beginn größere Investitionen oder richten sich Ihre Angebote primär an Geschäftskunden (B2B), kann der Verzicht auf die Regelbesteuerung ein teurer Fehler sein. Für Geschäftskunden ist die ausgewiesene Umsatzsteuer nur ein durchlaufender Posten, aber das Fehlen kann unprofessionell wirken. Zudem sind Sie an den Verzicht auf die Regelbesteuerung für fünf Jahre gebunden, wenn Sie sich einmal dagegen entscheiden.

Die Entscheidung ist also eine strategische Abwägung zwischen administrativem Aufwand und finanziellen Vor- und Nachteilen. Die folgende Tabelle stellt die beiden Optionen gegenüber.

Kleinunternehmerregelung vs. Regelbesteuerung: Eine Gegenüberstellung
Kriterium Kleinunternehmer Regelbesteuerung
Umsatzsteuer ausweisen Nein (steuerbefreit) Ja (7% oder 19%)
Vorsteuerabzug Nicht möglich Möglich
USt-Voranmeldung Nicht erforderlich Monatlich/Vierteljährlich
B2B-Kunden-Wirkung Kann unprofessionell wirken Professioneller Eindruck
Bindungsfrist Jederzeit wechselbar 5 Jahre bei Verzicht

Ab wie viel Gewinn müssen Sie sich selbst krankenversichern?

Solange Sie im Hauptberuf angestellt sind, bleiben Sie in der Regel über Ihren Arbeitgeber krankenversichert. Ihr Nebengewerbe ist dann beitragsfrei. Doch diese komfortable Situation ist an klare Bedingungen geknüpft. Die Krankenkassen prüfen, ob Ihre Selbstständigkeit tatsächlich „nebenberuflich“ ist. Hierfür gibt es zwei zentrale Schwellenwerte: der zeitliche Aufwand und die wirtschaftliche Bedeutung Ihrer Tätigkeit.

Die wichtigste Faustregel ist die Zeit. Laut ständiger Rechtsprechung des Bundessozialgerichts liegt die entscheidende Grenze für die Krankenversicherung bei maximal 20 Stunden pro Woche für die selbstständige Tätigkeit. Arbeiten Sie mehr, gehen die Kassen in der Regel von einer hauptberuflichen Selbstständigkeit aus, was eine eigene, meist deutlich teurere Versicherungspflicht als Selbstständiger zur Folge hat. Diese Grenze ist jedoch nicht in Stein gemeißelt und wird im Einzelfall geprüft.

Der zweite Faktor ist das Einkommen. Ihr Gewinn aus der Selbstständigkeit darf die Einkünfte aus Ihrem Angestelltenverhältnis nicht übersteigen und muss von untergeordneter wirtschaftlicher Bedeutung sein. Hier wird es komplex: Überschreiten Ihre Einnahmen bestimmte Grenzen, kann die Krankenkasse auch bei unter 20 Wochenstunden eine hauptberufliche Selbstständigkeit annehmen. Konkret gilt die Selbstständigkeit als hauptberuflich, wenn der wöchentliche Zeitaufwand mehr als 20 Stunden beträgt oder das Einkommen 50 % der monatlichen Bezugsgröße übersteigt (dies entsprach 2024 einem Betrag von 1.767,50 Euro). Unterschreiten Sie die 20-Stunden-Marke, gilt eine höhere Einkommensgrenze (75 % der Bezugsgröße), bevor die Kasse genauer hinschaut.

Dieser Entscheidungsbaum ist entscheidend für Ihre Finanzplanung. Die visuellen Pfade verdeutlichen, wie schnell sich der Status ändern kann, wenn eine der Grenzen überschritten wird.

Visualisierung der Krankenversicherungsregeln für nebenberuflich Selbstständige

Die Einstufung hat erhebliche finanzielle Konsequenzen. Eine proaktive Kommunikation mit Ihrer Krankenkasse und eine sorgfältige Dokumentation Ihrer Arbeitszeiten und Einkünfte sind daher unerlässlich, um böse Überraschungen in Form von hohen Beitragsnachforderungen zu vermeiden.

Wie verhindern Sie Burnout, wenn Sie nach 40 Stunden Job noch 20 Stunden gründen?

Die Kombination aus einem 40-Stunden-Hauptjob und einer 20-stündigen Gründungstätigkeit ist eine enorme Doppelbelastung. Viele Gründer fokussieren sich auf reines Zeitmanagement, doch das greift oft zu kurz. Der wahre Schlüssel zur Vermeidung von Burnout liegt im Energiemanagement und in der strategischen Abgrenzung. Es geht nicht darum, jede freie Minute zu verplanen, sondern darum, die eigene Energie bewusst auf die wirkungsvollsten Aufgaben zu lenken.

Ein entscheidender Schritt ist die bewusste Trennung der beiden Welten. Schaffen Sie klare Übergangsrituale zwischen dem Ende Ihres Hauptjobs und dem Beginn Ihrer Gründungsarbeit. Das kann ein kurzer Spaziergang, eine Sporteinheit oder einfach nur das bewusste Wechseln des Arbeitsplatzes sein. Diese Rituale helfen Ihrem Gehirn, den Kontext zu wechseln und sich auf die neue Aufgabe zu fokussieren, anstatt gedanklich noch im alten Job zu verharren. Genauso wichtig sind feste „No-Work-Zonen“ – definierte Zeiten und Orte, an denen weder der Hauptjob noch die Gründung eine Rolle spielen. Diese Oasen der Erholung sind nicht verhandelbar und müssen auch mit Familie und Partner klar kommuniziert werden.

Zudem ist es essenziell, Perfektionismus abzulegen und nach dem Pareto-Prinzip (80/20-Regel) zu handeln. Identifizieren Sie die 20 % Ihrer Aufgaben, die 80 % des Fortschritts für Ihr Nebengewerbe bringen. Konzentrieren Sie Ihre wertvollste Energie auf diese Aufgaben und erledigen Sie administrative Tätigkeiten in Phasen, in denen Ihre Konzentration naturgemäß nachlässt. Die Gefahr der Überlastung ist real und darf nicht unterschätzt werden, wie auch Gründungsexperten betonen.

Die nebenberufliche Selbstständigkeit kann zu einer enormen Mehrbelastung werden, wenn Sie Ihre Zeit nicht richtig einteilen. Im schlimmsten Fall kann es dazu führen, dass Ihr Hauptjob darunter leidet.

– Qonto Experten, Qonto Business Guide

Es geht also nicht darum, mehr zu arbeiten, sondern klüger. Schützen Sie Ihre Energie wie Ihre wertvollste Ressource und setzen Sie klare Grenzen – gegenüber anderen, aber vor allem gegenüber sich selbst.

Gibt es Zuschüsse auch für Gründungen, die nicht „Vollzeit“ sind?

Ein weit verbreiteter Irrglaube ist, dass staatliche Förderprogramme und Zuschüsse nur für Vollzeitgründer reserviert sind. Das ist falsch. Grundsätzlich stehen nebenberuflich Selbstständigen die Türen zu den meisten öffentlichen Förderprogrammen offen, insbesondere zu den zinsgünstigen Darlehen der KfW-Bankengruppe oder der landeseigenen Förderbanken wie der L-Bank in Baden-Württemberg. Diese Kredite können helfen, anfängliche Investitionen in Material, Marketing oder Technologie zu finanzieren.

Allerdings muss die Realität betrachtet werden: Die meisten Nebenerwerbsgründungen benötigen zu Beginn gar kein oder nur sehr wenig Fremdkapital. Eine Studie der IHK Rhein-Neckar zeigt, dass rund 50 % der Nebenerwerbsgründer gänzlich ohne fremde Mittel auskommen. Weitere 25 % benötigen weniger als 1.000 Euro, eine Summe, die oft aus eigenen Ersparnissen gestemmt werden kann. Dies unterstreicht den Charakter der Nebengründung als risikoarmen Testballon.

Wo es jedoch eine wichtige Ausnahme gibt, ist der Gründungszuschuss der Agentur für Arbeit. Dieser Zuschuss, der zur Sicherung des Lebensunterhalts in der Anfangsphase dient, ist explizit an die Beendigung der Arbeitslosigkeit durch eine hauptberufliche Selbstständigkeit gekoppelt. Als Angestellter im Hauptjob haben Sie daher keinen Anspruch auf diese Leistung. Das ist logisch, da Ihr Lebensunterhalt bereits durch Ihr Gehalt gesichert ist.

Ihre Suche nach Unterstützung sollte sich also weniger auf direkte Zuschüsse als vielmehr auf andere wertvolle Ressourcen konzentrieren. Viele Industrie- und Handelskammern (IHK) oder Handwerkskammern (HWK) bieten kostenlose Gründungsberatungen, Seminare und Netzwerkveranstaltungen an, die speziell auf die Bedürfnisse von Nebenerwerbsgründern zugeschnitten sind. Diese Angebote sind oft wertvoller als ein kleiner Kredit, da sie Ihnen helfen, teure Fehler zu vermeiden und die richtigen strategischen Entscheidungen zu treffen.

Warum das Stempeln im Homeoffice Stress erhöht und wie Sie ergebnisorientiert arbeiten

Viele nebenberufliche Gründer übertragen unbewusst die Denkweise aus ihrem Angestelltenverhältnis auf ihre Selbstständigkeit: Sie messen ihren Einsatz in Stunden. Dieses „Stempeln“ – die penible Erfassung von Arbeitszeit – führt jedoch oft zu Stress und einem falschen Fokus. Der Erfolg Ihrer Gründung hängt nicht davon ab, wie viele Stunden Sie investieren, sondern davon, welche Ergebnisse Sie in dieser Zeit erzielen. Eine ergebnisorientierte Arbeitsweise ist der Schlüssel, um mit begrenzter Zeit maximale Wirkung zu erzielen.

Der erste Schritt zur Ergebnisorientierung ist die Abkehr von täglichen Stunden-Solls. Definieren Sie stattdessen klare, messbare Wochenziele für Ihr Nebengewerbe. Was soll am Ende der Woche konkret erreicht sein? Ein fertiger Entwurf für einen Flyer? Fünf neue Kontakte geknüpft? Ein Blogartikel veröffentlicht? Diese Ziele machen Ihren Fortschritt greifbar und motivieren weitaus mehr als eine reine Stundenzahl. Messen Sie Ihren Erfolg in erreichten Meilensteinen, nicht in abgesessener Zeit.

Um dies im Alltag umzusetzen, hat sich die Methode bewährt, pro Tag eine einzige, wichtigste Aufgabe (Most Important Task, MIT) für das Nebengewerbe festzulegen. Diese Aufgabe sollte direkt auf Ihr Wochenziel einzahlen. Anstatt also zu sagen „Ich arbeite heute zwei Stunden am Projekt“, sagen Sie „Ich schließe heute die Keyword-Recherche für die Webseite ab“. Dieser Fokus auf ein konkretes Ergebnis verhindert, dass Sie sich in kleinen, unwichtigen Details verlieren. Methoden wie das „Timeboxing“ können dabei unterstützen, indem Sie sich feste Zeitblöcke für spezifische Ziele reservieren, anstatt nur vage an „Aufgaben“ zu arbeiten.

Letztendlich geht es um einen fundamentalen Haltungswechsel: Sie sind nicht mehr nur ein Ausführender, der Stunden leistet, sondern ein Unternehmer, der Ergebnisse schafft. Dokumentieren Sie Ihre Leistung in Prototypen, fertigen Produkten und positivem Kundenfeedback – das sind die wahren Währungen Ihrer Selbstständigkeit.

Warum ein einfaches Foto vom Beleg für die Steuerprüfung nicht ausreicht

In der Hektik des Gründungsalltags ist es verlockend, die Buchhaltung so einfach wie möglich zu halten. Ein schnelles Foto vom Tankbeleg mit dem Smartphone – und ab in einen Ordner. Doch Vorsicht: Diese Methode ist ein rotes Tuch für jeden Steuerprüfer. In Deutschland gelten die „Grundsätze zur ordnungsmäßigen Führung und Aufbewahrung von Büchern, Aufzeichnungen und Unterlagen in elektronischer Form sowie zum Datenzugriff“, kurz GoBD. Und diese stellen klare Anforderungen an die digitale Belegerfassung.

Ein Kernprinzip der GoBD ist die Revisionssicherheit. Das bedeutet, ein digitaler Beleg muss so archiviert werden, dass er nachträglich nicht mehr unbemerkt verändert werden kann. Ein einfaches JPG- oder PNG-Foto in einem normalen Dateiordner erfüllt diese Anforderung nicht, da es jederzeit manipuliert oder gelöscht werden kann. Bei einer Betriebsprüfung kann das Finanzamt solche Belege verwerfen. Die Konsequenz: Die Ausgaben werden nicht anerkannt, was zu Steuernachzahlungen führt. Im schlimmsten Fall kann die gesamte Buchführung als nicht ordnungsgemäß eingestuft und die Besteuerungsgrundlage geschätzt werden – meist nicht zu Ihrem Vorteil.

Um GoBD-konform zu arbeiten, müssen Sie auf Lösungen setzen, die eine unveränderbare Archivierung gewährleisten. Dies können zertifizierte Scan-Apps sein, die den Beleg direkt in ein revisionssicheres Archiv überführen, oder – die professionellste Lösung – eine Cloud-Buchhaltungssoftware. Diese Programme erstellen nicht nur rechtssichere digitale Kopien, sondern verknüpfen den Beleg auch direkt mit der entsprechenden Buchung und archivieren alles automatisch für die gesetzliche Aufbewahrungsfrist von 10 Jahren.

Die folgende Übersicht zeigt klar, welche Methoden sicher sind und welche Risiken bergen. Ihre Entscheidung hier hat direkte Auswirkungen auf die Sicherheit Ihres Unternehmens gegenüber dem Finanzamt.

GoBD-konforme vs. nicht-konforme Belegerfassung
Methode GoBD-konform Risiken
Smartphone-Foto im Ordner Nein Nicht revisionssicher, wird bei Prüfung verworfen
Zertifizierte Scan-App mit Archiv Ja Keine, bei korrekter Anwendung
Papierablage im Ordner Teilweise (GoBD gilt auch hier) Verlustrisiko, Beschädigung, keine digitale Verfügbarkeit
Cloud-Buchhaltungssoftware Ja Keine bei zertifizierten Anbietern

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Kommunikation mit dem Arbeitgeber und die Einhaltung von Arbeitszeitgesetzen sind die Basis für Ihre Rechtssicherheit.
  • Die Kleinunternehmerregelung ist eine strategische Wahl, kein Standard – der Vorsteuerabzug kann für B2B-Kunden entscheidend sein.
  • Überschreiten Sie bestimmte Zeit- und Einkommensgrenzen, wird Ihre Nebentätigkeit hauptberuflich, was die Krankenversicherung fundamental ändert.

Wie retten Sie Ihren Laden in der Innenstadt durch einen parallelen Online-Shop?

Der Titel dieser Sektion mag auf den ersten Blick auf den Einzelhandel zugeschnitten sein, doch das Prinzip dahinter ist eine der stärksten Strategien für nebenberufliche Gründer: die Schaffung eines digitalen Zwillings Ihrer Kernkompetenz. Anstatt eine völlig neue Fähigkeit zu erlernen, nutzen Sie das Expertenwissen und die Routine aus Ihrem Hauptjob und wandeln es in ein skalierbares, digitales Produkt oder eine Dienstleistung um. Dieser Ansatz minimiert das Risiko und maximiert Ihre Erfolgschancen, da Sie auf einem soliden Fundament aufbauen.

Diese Strategie ist universell anwendbar und eine exzellente Methode, um die eigene Expertise zu monetarisieren.

Praxisbeispiel: Die „Digitaler Zwilling“-Strategie

Ein erfahrener Projektmanager aus einer Unternehmensberatung nutzt sein Wissen, um online standardisierte Projektplan-Vorlagen und Checklisten zu verkaufen. Ein HR-Experte, der tagsüber Bewerbungsgespräche führt, bietet abends digitales Bewerbungscoaching und die Optimierung von Lebensläufen als Dienstleistung an. In beiden Fällen wird das im Hauptberuf erworbene und erprobte Fachwissen genutzt, um ein komplementäres digitales Angebot zu schaffen. Das Risiko ist minimal, da die Expertise bereits vorhanden ist und der Marktbedarf aus der täglichen Arbeit bekannt ist.

Diese Herangehensweise verwandelt Ihren Hauptjob von einer reinen Einkommensquelle in ein permanentes Lern- und Entwicklungsfeld für Ihre nebenberufliche Selbstständigkeit. Sie bleiben am Puls der Zeit, erkennen Kundenbedürfnisse aus erster Hand und können Ihr Angebot kontinuierlich verbessern. Die nebenberufliche Gründung wird so zum Testlabor für Ihre Geschäftsidee, wie es auch Gründungsexperten empfehlen.

Als Existenzgründer können Sie die nebenberufliche Selbstständigkeit nutzen, um zu testen, ob und wie gut ihre Geschäftsidee ankommt.

– Für-Gründer.de, Ratgeber Nebenberufliche Selbstständigkeit

Indem Sie Ihre bestehenden Fähigkeiten digitalisieren, schaffen Sie nicht nur eine zusätzliche Einkommensquelle, sondern bauen auch eine persönliche Marke als Experte auf. Dies kann langfristig sogar die Karriere im Hauptjob beflügeln oder den Weg in eine erfolgreiche Vollzeit-Selbstständigkeit ebnen.

Die strategische Nutzung Ihrer vorhandenen Expertise ist der intelligenteste Weg. Überlegen Sie, wie Sie Ihr berufliches Wissen in ein digitales Geschäftsmodell überführen können.

Beginnen Sie jetzt damit, Ihre Idee nicht nur als Traum, sondern als konkreten, sicheren Plan zu betrachten. Der erste Schritt ist die Analyse Ihrer rechtlichen und finanziellen Ausgangslage – und Sie haben nun das Rüstzeug dafür, um diesen Schritt selbstbewusst zu gehen.

Häufige Fragen zu Wie starten Sie sicher in die Selbstständigkeit, ohne Ihren Hauptjob zu gefährden?

Müssen Kleinunternehmer eine Umsatzsteuererklärung abgeben?

Grundsätzlich sind Kleinunternehmer seit 2024 von der Pflicht zur Abgabe einer jährlichen Umsatzsteuererklärung befreit. Eine Ausnahme besteht jedoch, wenn das Finanzamt Sie explizit zur Abgabe auffordert, beispielsweise im Rahmen einer steuerlichen Überprüfung.

Welche Belege müssen GoBD-konform archiviert werden?

Alle geschäftlichen Unterlagen, die für die Besteuerung relevant sind, müssen GoBD-konform archiviert werden. Dazu zählen Eingangs- und Ausgangsrechnungen, Quittungen, Verträge und Bankauszüge. Die Archivierung muss revisionssicher, unveränderbar und über die gesetzliche Aufbewahrungsfrist von 10 Jahren gewährleistet sein.

Was passiert bei fehlerhafter Buchführung?

Stellt das Finanzamt bei einer Prüfung Mängel in der Buchführung fest, kann es die Besteuerungsgrundlage schätzen. Dies führt in der Regel zu Nachzahlungen. Auf diese Nachzahlungen werden zudem Zinsen in Höhe von 6 % pro Jahr fällig. In schweren Fällen sind auch Strafzahlungen oder die Einleitung eines Steuerstrafverfahrens möglich.

Geschrieben von Thomas Keller, Steuerberater und Finanzwirt mit 20 Jahren Erfahrung in der Beratung von Selbstständigen und Investoren. Experte für deutsches Steuerrecht, Vermögensaufbau und Krypto-Assets.