
Eine erfolgreiche Workation ist kein Urlaubsantrag, sondern ein professionell geplantes Projekt, das Sie Ihrem Arbeitgeber als Win-Win-Situation präsentieren.
- Rechtliche Klarheit bei Steuern (183-Tage-Regel) und Sozialversicherung (A1-Bescheinigung) ist die unverzichtbare Grundlage und schützt beide Seiten.
- Proaktive Planung von Arbeitsplatz, Erreichbarkeit und digitaler Infrastruktur ist Ihr stärkstes Argument und beweist Ihre Professionalität.
Empfehlung: Schlagen Sie statt einer unbefristeten Erlaubnis ein klar definiertes Pilotprojekt vor. Das senkt die Hürden und schafft Vertrauen.
Der Gedanke ist verlockend: den Laptop am Strand von Portugal aufklappen oder aus einem Café in Florenz an Meetings teilnehmen. Die Verbindung von Arbeit und Reisen, bekannt als Workation, ist für viele Angestellte der Inbegriff moderner Arbeitsflexibilität. Tatsächlich zeigen Studien, dass rund 42 % der Deutschen für eine Workation offen sind, was den Wunsch nach neuen Arbeitsmodellen unterstreicht. Doch während die Vorstellung unbeschwert ist, ist die Realität mit rechtlichen und steuerlichen Fallstricken gespickt, die sowohl Sie als auch Ihren Arbeitgeber in Schwierigkeiten bringen können.
Viele Ratgeber bleiben an der Oberfläche mit Tipps wie „fragen Sie Ihren Chef“ oder „sorgen Sie für gutes Internet“. Das reicht nicht. Ein erfolgreicher Antrag auf Workation basiert nicht auf Bitten, sondern auf einem wasserdichten Konzept. Es geht darum, die Perspektive zu wechseln: Sie sind kein Bittsteller, sondern ein proaktiver Projektmanager, der eine temporäre Auslandsentsendung plant. Sie müssen die Risiken – von der Steuerpflicht bis zum Datenschutz – nicht nur kennen, sondern bereits Lösungen parat haben. Nur so können Sie die Bedenken eines konservativen Vorgesetzten entkräften und beweisen, dass Ihre Produktivität und Erreichbarkeit zu keinem Zeitpunkt leiden.
Dieser Leitfaden gibt Ihnen die Werkzeuge an die Hand, um genau das zu tun. Wir beleuchten die kritischen Hürden und zeigen Ihnen, wie Sie diese in überzeugende Argumente für Ihr Verhandlungsgespräch verwandeln. Von der magischen 183-Tage-Grenze über die Einrichtung eines ergonomischen Arbeitsplatzes im Camper bis hin zur Verhandlungstaktik – hier erfahren Sie, wie Sie Ihre Workation rechtssicher und professionell gestalten.
In diesem Artikel finden Sie einen strukturierten Fahrplan, der alle wesentlichen Aspekte einer Workation-Verhandlung abdeckt. Der folgende Überblick hilft Ihnen, gezielt zu den für Sie relevantesten Themen zu navigieren.
Inhaltsverzeichnis: Ihr Weg zur rechtssicheren Workation
- Warum 183 Tage im Ausland Sie und Ihren Chef in steuerliche Teufelsküche bringen
- Wie richten Sie einen ergonomischen Arbeitsplatz im Hotelzimmer oder Camper ein?
- Lärm oder Networking: Wo sind Sie produktiver bei komplexen Aufgaben?
- Das Meeting um Mitternacht: Wie managen Sie Teams über 6 Zeitzonen hinweg?
- Woran erkennen Sie auf Booking-Fotos, ob das WLAN wirklich für Video-Calls reicht?
- AirBnB oder Zwischenmiete: Was ist rechtlich erlaubt und deckt die Kosten?
- Starlink & Co: Wann lohnt sich die teure Hardware für das Homeoffice im Wald?
- Wie führen Sie Verhandlungen über Homeoffice-Tage erfolgreich mit einem konservativen Chef?
Warum 183 Tage im Ausland Sie und Ihren Chef in steuerliche Teufelsküche bringen
Die wohl wichtigste und zugleich gefährlichste Regel im Kontext der Workation ist die 183-Tage-Regelung. Sie ist der Dreh- und Angelpunkt, der darüber entscheidet, wo Sie Ihre Einkommenssteuer entrichten müssen. Die Grundregel besagt: Wer sich mehr als 183 Tage in einem Kalenderjahr im Ausland aufhält, wird in der Regel dort steuerpflichtig. Dies kann zu einer Doppelbesteuerung führen und einen erheblichen administrativen Aufwand für Sie und die Personalabteilung Ihres Unternehmens nach sich ziehen. Das Überschreiten dieser Grenze ist der schnellste Weg, um aus einem Traum von Flexibilität einen Albtraum aus Bürokratie zu machen.
Die Zählung der Tage ist dabei penibel: An- und Abreisetage, Wochenenden und sogar Urlaubstage im Tätigkeitsland zählen mit. Eine exakte Dokumentation ist daher unerlässlich. Laut der 183-Tage-Regelung bleiben Arbeitnehmer in Deutschland steuerpflichtig, solange sie diese Grenze nicht überschreiten und ihr Gehalt weiterhin von einem deutschen Arbeitgeber gezahlt wird. Komplex wird es, wenn das Steuerjahr des Gastlandes vom Kalenderjahr abweicht, wie das folgende Beispiel zeigt.
Fallbeispiel: Andreas‘ Workation in Großbritannien
Andreas war vom 1. Januar 2023 bis zum 20. August 2023 – also mehr als 183 Tage – für seinen deutschen Arbeitgeber in Großbritannien tätig. Da das britische Steuerjahr jedoch am 6. April beginnt, werden seine Aufenthaltstage auf zwei verschiedene Steuerjahre aufgeteilt. In keinem der beiden britischen Steuerjahre hält er sich länger als 183 Tage auf. Dadurch bleibt er in Deutschland steuerpflichtig und vermeidet komplexe steuerliche Verpflichtungen in Großbritannien.
Für Führungskräfte kommt ein weiteres Risiko hinzu: das Betriebsstättenrisiko. Wenn Sie im Ausland Verträge abschließen oder maßgebliche Geschäftsentscheidungen treffen, könnte das Finanzamt des Gastlandes argumentieren, dass Ihr Arbeitgeber dort eine Betriebsstätte begründet hat. Die Folge wären erhebliche steuerliche Pflichten für das Unternehmen. Um diese Fallstricke zu vermeiden, ist eine sorgfältige Planung und Dokumentation Ihres Reiseverhaltens unerlässlich. Halten Sie alle Aufenthaltsorte und -dauern exakt fest und stimmen Sie sich eng mit Ihrem Arbeitgeber ab.
Wie richten Sie einen ergonomischen Arbeitsplatz im Hotelzimmer oder Camper ein?
Ein produktiver Arbeitstag hängt nicht nur von einer stabilen Internetverbindung ab, sondern maßgeblich von Ihrer körperlichen Verfassung. Im provisorischen Arbeitsumfeld einer Workation wird Ergonomie oft sträflich vernachlässigt. Das Sofa im AirBnB oder der Campingtisch sind für kurze Zeit tolerierbar, werden aber schnell zur Belastung für Rücken, Nacken und Handgelenke. Eine Umfrage der DGUV unterstreicht das Problem: Schon im heimischen Büro vermissen 29 % der Befragten einen passenden Tisch. Unterwegs verschärft sich diese Situation dramatisch.
Die Investition in eine mobile, ergonomische Ausrüstung ist daher kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit für nachhaltige Produktivität und Gesundheit. Ihr Ziel muss es sein, eine neutrale und entspannte Körperhaltung zu gewährleisten, egal wo Sie arbeiten. Ein Laptop, der flach auf dem Tisch steht, zwingt den Kopf in eine ungesunde Neigung. Dies führt unweigerlich zu Verspannungen.

Wie die Abbildung zeigt, lässt sich schon mit einfachen Mitteln eine deutliche Verbesserung erzielen. Ein Stapel Bücher kann den Laptop auf Augenhöhe bringen, während eine externe Tastatur und Maus die Arme und Handgelenke entlasten. Statistiken bestätigen die Dringlichkeit: Laut einer Erhebung von Statista aus dem Jahr 2023 leiden 66 % der im Homeoffice Arbeitenden unter Rücken-, Kopf- oder Gelenkbeschwerden. Indem Sie proaktiv in Ihre Ergonomie investieren, senden Sie Ihrem Arbeitgeber ein starkes Signal: Sie nehmen Ihre Arbeitsfähigkeit und Gesundheit ernst.
Ihr mobiles Ergonomie-Kit: Checkliste für die Workation
- Höhenverstellbarer Laptopständer: Bringt den Bildschirm auf Augenhöhe und verhindert eine gebeugte Nackenhaltung.
- Externe Tastatur und Maus: Ermöglichen eine neutrale und entspannte Position für Hände und Handgelenke.
- Ergonomisches Headset: Essentiell für lange Video-Calls, um Nackenverspannungen durch eingeklemmte Telefonhörer zu vermeiden.
- Lordosenstütze oder Kissen: Unterstützt die natürliche Krümmung der Lendenwirbelsäule auf ungeeigneten Stühlen.
- Bewegungspausen planen: Integrieren Sie alle 30 Minuten kurze Pausen für Dehnübungen oder einen Positionswechsel.
Lärm oder Networking: Wo sind Sie produktiver bei komplexen Aufgaben?
Die Wahl des Arbeitsortes während einer Workation ist mehr als eine Frage der Ästhetik. Die Umgebung hat einen direkten Einfluss auf Ihre Konzentration und die Qualität Ihrer Arbeit. Nicht jede Aufgabe ist für jedes Umfeld geeignet. Die Kunst besteht darin, Ihren Arbeitsort strategisch an die Art der zu erledigenden Aufgabe anzupassen. Während ein belebtes Café die Kreativität beflügeln kann, ist es für eine hochkonzentrierte „Deep Work“-Phase, wie das Schreiben eines wichtigen Konzepts, pures Gift.
Ein grundlegendes Prinzip der Produktivitätspsychologie besagt, dass komplexe, kognitiv anspruchsvolle Aufgaben ein hohes Maß an ungestörter Konzentration erfordern. Jeder unerwartete Reiz, sei es ein lautes Gespräch am Nachbartisch oder eine instabile Internetverbindung, reißt Sie aus dem Fokus und kostet wertvolle mentale Energie. Administrative oder repetitive Aufgaben hingegen sind fehlertoleranter und können oft auch in einer lebhafteren Umgebung erledigt werden. Coworking-Spaces bieten hier oft einen guten Kompromiss: Sie ermöglichen konzentriertes Arbeiten in dafür vorgesehenen Bereichen und bieten gleichzeitig die Möglichkeit zum Networking in den Gemeinschaftszonen.
Die bewusste Wahl der Umgebung zeigt Ihrem Arbeitgeber, dass Sie Ihre Produktivität aktiv managen. Anstatt sich von den Umständen treiben zu lassen, treffen Sie eine strategische Entscheidung, um für jede Aufgabe die optimalen Bedingungen zu schaffen. Der folgende Überblick kann Ihnen als Leitfaden dienen.
| Aufgabentyp | Ideale Umgebung | Vorteile |
|---|---|---|
| Deep Work (z.B. Konzeption, Programmierung) | Stilles Apartment / Hotelzimmer | Minimale Ablenkung, maximale Konzentration und Produktivität |
| Kreatives Brainstorming | Belebtes Café / Strandbar | Inspirierende Atmosphäre durch neue Reize und Menschen |
| Administrative Aufgaben (z.B. E-Mails, Reisekosten) | Coworking-Space | Strukturierter Rahmen und Networking-Möglichkeiten |
Indem Sie Ihren Tag nach Aufgabentypen und den passenden Umgebungen strukturieren, optimieren Sie nicht nur Ihre eigene Leistung, sondern bauen auch Vertrauenswährung bei Ihrem Vorgesetzten auf. Sie beweisen, dass Sie die Verantwortung für Ihre Ergebnisse übernehmen, egal wo auf der Welt Sie sich befinden.
Das Meeting um Mitternacht: Wie managen Sie Teams über 6 Zeitzonen hinweg?
Sobald Ihre Workation über die europäischen Grenzen hinausgeht, wird die Zeitverschiebung zu einer der größten Herausforderungen für die Zusammenarbeit. Ein Meeting um 14 Uhr deutscher Zeit kann für Sie in Südostasien mitten in der Nacht stattfinden. Die Erwartung, an allen synchronen Meetings teilzunehmen, ist oft unrealistisch und auf Dauer ungesund. Eine erfolgreiche Zusammenarbeit über große Zeitzonenunterschiede hinweg erfordert daher eine klare Strategie und eine Umstellung auf asynchrone Arbeitsweisen.
Der Schlüssel liegt darin, die Abhängigkeit von Echtzeit-Kommunikation zu reduzieren. Statt spontaner Anrufe oder schneller Chat-Fragen, deren Beantwortung Stunden dauert, müssen Informationen so dokumentiert werden, dass Teammitglieder sie zeitversetzt bearbeiten können. Tools wie Notion, Asana oder detaillierte Tickets in Jira werden zur zentralen Informationsquelle. Jede Aufgabe, jede Entscheidung und jeder Fortschritt muss klar und für alle nachvollziehbar dokumentiert werden. Dies erfordert Disziplin, zahlt sich aber durch eine enorme Effizienzsteigerung aus.
Gleichzeitig ist es wichtig, realistische Kernarbeitszeiten festzulegen. Definieren Sie ein tägliches Zeitfenster von 2-3 Stunden, in dem sich Ihre Arbeitszeit mit der des Kernteams in Deutschland überschneidet. Dieses Fenster ist heilig und wird für dringende Abstimmungen, wichtige Team-Meetings und synchrone Kommunikation genutzt. Außerhalb dieses Fensters arbeiten Sie fokussiert an Ihren Aufgaben. Diesen Plan sollten Sie proaktiv Ihrem Team und Ihrem Vorgesetzten vorschlagen. Er zeigt, dass Sie sich Gedanken über die Teamdynamik gemacht haben und eine Lösung anbieten, die für alle funktioniert.
Folgende Punkte sollten Sie in Ihrer Strategie für das Zeitzonenmanagement adressieren:
- Definition von Kernarbeitszeiten: Legen Sie ein festes tägliches Zeitfenster für die synchrone Zusammenarbeit fest.
- Asynchrone Tools priorisieren: Nutzen Sie Projektmanagement-Tools für die Dokumentation und Kommunikation.
- Meeting-Kultur anpassen: Nicht jedes Meeting muss live stattfinden. Nehmen Sie wichtige Meetings auf, damit sie später angesehen werden können.
- Klare Erwartungen kommunizieren: Informieren Sie Ihr Team über Ihre Verfügbarkeiten und Reaktionszeiten.
Woran erkennen Sie auf Booking-Fotos, ob das WLAN wirklich für Video-Calls reicht?
Die Angabe „WLAN verfügbar“ in einer Unterkunftsbeschreibung ist eine der vageesten Versprechungen im digitalen Zeitalter. Für einen Touristen mag es ausreichen, um E-Mails zu checken, aber für eine Workation, die von stabilen Video-Calls und schnellen Datenübertragungen abhängt, ist es eine kritische Fehlerquelle. Sich auf diese allgemeine Angabe zu verlassen, ist ein Glücksspiel, das Sie sich nicht leisten können. Sie benötigen eine Methode, um die Qualität der Internetverbindung im Voraus zu prüfen – eine Art digitale Due Diligence.
Der erste Schritt ist, zum Detektiv zu werden. Analysieren Sie die Bewertungen der Unterkunft auf Plattformen wie Booking.com oder AirBnB gezielt. Suchen Sie nach Schlüsselwörtern wie „Homeoffice“, „Video-Call“, „Zoom“, „Internet“ oder „WiFi“. Kommentare wie „Das Internet war perfekt für meine Arbeit“ sind Gold wert, während „WLAN war langsam“ eine rote Flagge ist. Achten Sie auch auf die Fotos: Sehen Sie einen dedizierten Arbeitsplatz? Ist vielleicht sogar ein Router auf einem Bild zu erkennen? Das sind Indizien für ein arbeitsfreundliches Umfeld.
Der proaktivste und sicherste Weg ist jedoch der direkte Kontakt zum Vermieter. Bitten Sie höflich, aber bestimmt um einen Screenshot eines Speedtests (z.B. von Speedtest.net oder fast.com). Wichtig sind dabei drei Werte:
- Download-Geschwindigkeit: Wichtig für das Empfangen von Daten, mindestens 25 Mbit/s sind für HD-Video-Calls empfohlen.
- Upload-Geschwindigkeit: Noch wichtiger für Video-Calls, da Ihre Kamera Daten sendet. 10 Mbit/s sollten das absolute Minimum sein.
- Ping (Latenz): Gibt die Reaktionszeit an. Ein Wert unter 50 ms ist gut, um Verzögerungen in Gesprächen zu vermeiden.
Ein Vermieter, der diese Anfrage versteht und schnell erfüllt, ist wahrscheinlich eine gute Wahl. Zögert er oder weicht aus, sollten Sie skeptisch werden. Digitale Autarkie ist das Ziel, und das beginnt mit einer verlässlichen Datenbasis.
AirBnB oder Zwischenmiete: Was ist rechtlich erlaubt und deckt die Kosten?
Bei der Wahl der Unterkunft für eine Workation geht es nicht nur um Komfort und Internet, sondern auch um rechtliche Rahmenbedingungen und die Kostenfrage. Eine touristische Buchung über AirBnB ist nicht automatisch für eine berufliche Nutzung zulässig. Einige Mietverträge oder Hausordnungen untersagen explizit eine gewerbliche oder teil-gewerbliche Nutzung der Räumlichkeiten. Auch wenn eine Workation meist nicht als vollwertiges Gewerbe gilt, bewegen Sie sich hier in einer Grauzone. Eine Wohnung zur Zwischenmiete mit einem klaren Mietvertrag bietet oft mehr rechtliche Sicherheit.
Ein zentraler Punkt, den Sie mit Ihrem Arbeitgeber klären müssen, ist die Sozialversicherung. Innerhalb der EU gilt grundsätzlich das Recht des Landes, in dem die Arbeit physisch ausgeübt wird. Um dies zu umgehen und im deutschen Sozialversicherungssystem zu bleiben, benötigen Sie eine A1-Bescheinigung. Diese bestätigt, dass Sie weiterhin den deutschen Rechtsvorschriften unterliegen. Eine wesentliche Voraussetzung für die Ausstellung dieser Bescheinigung ist oft, dass Sie weiterhin einen erheblichen Teil Ihrer Arbeitszeit (in der Regel mindestens 25 %) in Deutschland leisten. Die A1-Bescheinigung muss für jede Workation, auch für nur einen Tag, bei der zuständigen Stelle (z.B. Krankenkasse) beantragt werden. Ohne sie riskieren Sie und Ihr Arbeitgeber Nachzahlungen im Gastland.
Das folgende Beispiel verdeutlicht, wie die prozentuale Aufteilung der Arbeitszeit über die Sozialversicherungspflicht entscheidet.
Eine Mitarbeiterin mit Wohnsitz in Düsseldorf arbeitet regelmäßig aus ihrem Ferienhaus in den Niederlanden. Sie verbringt 40 % ihrer Arbeitszeit (zwei von fünf Tagen) im niederländischen Homeoffice und die restlichen 60 % in Präsenz in Deutschland. Da ihr Anteil an grenzüberschreitender Telearbeit die Grenze von 49,99 % nicht überschreitet, bleibt sie gemäß der EU-Rahmenvereinbarung weiterhin in Deutschland sozialversichert. Dies vereinfacht die Administration für sie und ihren Arbeitgeber erheblich.
Um all diese Aspekte sauber zu regeln, ist eine schriftliche Zusatzvereinbarung zu Ihrem Arbeitsvertrag unerlässlich. Darin sollten folgende Punkte festgehalten werden:
- Dauer und Ort der Workation
- Regelungen zur Arbeitszeit und Erreichbarkeit
- Kostenübernahme (Unterkunft, Reise, Ausstattung)
- Datenschutz und IT-Sicherheit
- Anwendbares Recht und Gerichtsstand
Starlink & Co: Wann lohnt sich die teure Hardware für das Homeoffice im Wald?
Die Vision, aus einer abgelegenen Hütte im Wald oder einem einsamen Strandhaus zu arbeiten, scheitert oft an einer fundamentalen Hürde: fehlender Internetabdeckung. Wo Glasfaser und selbst stabiles 4G/5G-Mobilfunknetz nicht verfügbar sind, endet der Traum von der Workation schnell. Hier kommen spezialisierte Hardware-Lösungen wie Satelliteninternet (z.B. Starlink) oder leistungsstarke 5G-Router ins Spiel. Doch diese Investition in digitale Autarkie ist mit erheblichen Kosten verbunden und will gut überlegt sein.
Die Entscheidung zwischen einem mobilen 5G-Router und einer Satellitenlösung wie Starlink hängt primär von Ihrem Einsatzszenario ab. Ein 5G-Router ist portabler und in der Anschaffung sowie im Unterhalt meist günstiger. Er ist die ideale Lösung für Workations in Gebieten mit grundsätzlich guter Mobilfunkabdeckung, wo Sie lediglich das Signal verstärken oder ein eigenes, sicheres Netzwerk aufbauen möchten. Seine Leistung ist jedoch stark vom Netzausbau vor Ort und sogar vom Wetter abhängig.
Starlink hingegen bietet eine nahezu standortunabhängige, exzellente Internetverbindung, selbst in den entlegensten Winkeln der Erde. Dafür sind die Einmalkosten für die Hardware (die „Schüssel“) und die monatlichen Gebühren deutlich höher. Die Portabilität ist eingeschränkt, da die Antenne aufgebaut und mit freier Sicht zum Himmel ausgerichtet werden muss. Starlink ist daher keine Lösung für den schnellen Wechsel zwischen Cafés, sondern für einen festen Workation-Standort über mehrere Wochen oder Monate in einer ansonsten unversorgten Region.
Der folgende Vergleich fasst die wichtigsten Entscheidungskriterien zusammen:
| Kriterium | Starlink | 5G-Router |
|---|---|---|
| Einmalkosten | ca. 500-600 € | ca. 200-400 € |
| Monatliche Kosten | ca. 65-100 € (regional variabel) | ca. 30-80 € (je nach Datentarif) |
| Portabilität | Eingeschränkt (fester Aufbau nötig) | Sehr gut (kompakt und mobil) |
| Abdeckung ländlich | Exzellent | Stark variabel, oft lückenhaft |
| Wetterabhängigkeit | Mittel (Starkregen kann stören) | Gering |
Die Bereitschaft, in solche Technologie zu investieren, ist ein starkes Argument in Ihrer Verhandlung. Es zeigt, dass Sie Business Continuity ernst nehmen und bereit sind, eine Lösung für das größte technische Risiko – den Verlust der Verbindung – zu finanzieren.
Das Wichtigste in Kürze
- Rechtliche Absicherung zuerst: Die Einhaltung der 183-Tage-Regel und die Beantragung der A1-Bescheinigung sind nicht verhandelbar.
- Proaktivität ist Ihr Kapital: Ein detaillierter Plan zu Arbeitsplatz, Erreichbarkeit und Technik ist Ihr bestes Verhandlungsargument.
- Vertrauen als Währung: Jeder Schritt, von der Ergonomie bis zur Zeitzonenplanung, sollte darauf abzielen, das Vertrauen Ihres Arbeitgebers zu stärken.
Wie führen Sie Verhandlungen über Homeoffice-Tage erfolgreich mit einem konservativen Chef?
Alle rechtliche Vorbereitung und technische Planung nützt nichts, wenn Ihr Vorgesetzter der Idee einer Workation grundsätzlich skeptisch gegenübersteht. Bei einem konservativen Chef stoßen Sie oft auf Bedenken hinsichtlich Kontrollverlust, verminderter Produktivität und mangelnder Teamzugehörigkeit. Ihre Aufgabe ist es, diese Bedenken nicht zu ignorieren, sondern sie mit einer wasserdichten Argumentation und einem vertrauensbildenden Angebot zu entkräften. Der Schlüssel liegt darin, die Workation nicht als Privileg, sondern als professionelles und kontrolliertes Projekt darzustellen.
Ein entscheidendes Argument liefert die Sozialversicherung selbst. Viele Arbeitgeber fürchten, dass eine vom Mitarbeiter initiierte Workation rechtlich anders zu bewerten ist als eine vom Unternehmen angeordnete Entsendung. Dies ist oft ein Trugschluss. Wie offizielle Stellen klarstellen, ist die Rechtslage eindeutig.
Der Erfüllung der Voraussetzungen einer Entsendung steht nicht entgegen, dass der Arbeitnehmer mit Zustimmung des Arbeitgebers die abhängige Beschäftigung im Ausland in Form von Telearbeit ‚von zu Hause aus‘ ausübt (…), selbst wenn die Initiative für den Auslandseinsatz vom Arbeitnehmer ausgeht.
– Sozialversicherungsträger, Verlautbarung der Techniker Krankenkasse
Mit diesem Wissen können Sie die erste Hürde nehmen. Der entscheidende Schritt ist jedoch, einen konkreten Vorschlag zu machen, der die Risiken für den Arbeitgeber minimiert. Schlagen Sie ein Pilotprojekt vor: eine klar definierte, zeitlich begrenzte Workation von beispielsweise zwei oder drei Wochen. Dies gibt beiden Seiten die Möglichkeit, die Prozesse zu testen, ohne eine langfristige Verpflichtung einzugehen. Ihre Strategie sollte darauf abzielen, maximale Transparenz und Verlässlichkeit zu demonstrieren. Dokumentieren Sie Ihre Arbeitszeiten lückenlos und bieten Sie vielleicht sogar eine erweiterte Erreichbarkeit in den ersten Tagen an, um zu zeigen, dass Sie voll engagiert sind. Seit Juli 2023 gibt es zudem vereinfachte Verfahren für Ausnahmevereinbarungen innerhalb der EU, was den administrativen Aufwand weiter reduziert.
Präsentieren Sie Ihrem Chef ein Gesamtpaket: die rechtliche Machbarkeit, Ihren Plan zur Sicherstellung von Produktivität und Erreichbarkeit, Ihre Lösungen für technische Hürden und schließlich den Vorschlag eines überschaubaren Pilotprojekts. So verwandeln Sie Bedenken in Zustimmung.
Nachdem Sie alle rechtlichen, technischen und organisatorischen Aspekte Ihrer Workation als professionelles Projekt geplant haben, sind Sie bestens gerüstet. Der nächste logische Schritt ist, diese sorgfältige Vorbereitung in ein überzeugendes Gespräch mit Ihrer Personalabteilung und Ihrem Vorgesetzten zu überführen, um eine formelle Zusatzvereinbarung für Ihr Pilotprojekt zu erwirken.